Geflügel

Grausige Zustände im Hendlstall: Rewe-Chef kritisiert AMA

Die Presse/Clemens Fabry
  • Drucken

Marcel Haraszti kritisiert die miserablen Zustände in einem steirischen AMA-Geflügelbetrieb. Sich "bei Kontrollen durchschwindeln", könne nicht sein. Auch Politik und Bauern steigen bei ihm schlecht aus.

Der Chef von Rewe in Österreich, Marcel Haraszti, kritisiert die Agrarmarkt Austria (AMA) nach dem Bekanntwerden miserabler Zustände in einem steirischen AMA-Geflügelbetrieb hart. "Alle müssen jetzt von der AMA strengere Kontrollen einfordern." Sich "bei Kontrollen durchschwindeln", könne nicht sein. "Das ist ein klares Versagen des Kontrollsystems", sagt der Manager der Billa- und Penny-Mutter dem "Kurier". Auch Politik und Bauern steigen bei Haraszti schlecht aus.

"Dass die Politik das Aus der Vollspaltenböden für 2039 beschlossen hat, ist ein einziger Witz", sagt Haraszti. "Viel zu langsam, viel zu gemütlich. Auch dass man den Tieren zehn Prozent mehr Platz im AMA-Stall gibt, ist doch ein Pflanz der Konsumenten." Eigene Angebote seiner Ketten seien besser, wirbt der Manager in der Zeitung.

Forderung nach Wahlfreiheit bei Fleisch und Co.

"Umdenken" müsse nicht nur die AMA. Das gelte auch für konventionelle Bauernvertreter, die argumentierten, dass Kunden nicht bereit seien, einen Mehrpreis zu tragen. "Tierwohl ist kein Nischenthema mehr. Wir verkaufen 62 Prozent des Geflügels unter einem Tierwohlsiegel. An der Fleischtheke gibt es bei uns nur noch Fleisch aus Tierwohlprogrammen. Das ist keine Spielerei, das ist der Kundenwunsch.“ Der Kunde brauche jedenfalls Wahlfreiheit bei Fleisch und Co. Günstigere Eigenmarken und Aktionen boomten zwar, genau so wachse aber der Bio- und Regionalbereich, so Haraszti.

Der Verein gegen Tierfabriken (VGT), der das Video Anfang der Woche an die Öffentlichkeit gebracht hatte, unterstrich seine Forderungen nach artgerechter Haltung am gestrigen Donnerstag mit einem Protest vor einer Supermarkt-Filiale in Wien. Die Aktivistinnen und Aktivisten kritisierten "den Einsatz von Qualzuchten". Sie bitten die Handelskette Lidl europaweit, sich "der Europäischen Masthuhn-Initiative anzuschließen".

Die AMA hatte nach einer Kontrolle diese Woche den "Tierhalter aufgefordert, eine umfassende Stellungnahme zu allen erhobenen Vorwürfen abzugeben. In weiterer Folge werden seitens der AMA-Marketing als Lizenzgeber der endgültige Kontrollbericht und die Stellungnahme sowie alle anderen vorliegenden Informationen bewertet und über Sanktionen entschieden". Über die Entwicklungen wolle man weiter informieren. Der Betrieb bleibe jedenfalls bis zur endgültigen Klärung der Lage gesperrt und darf solange nicht mehr in das AMA-Gütesiegelprogramm liefern. Zusätzlich wurde eine sofortige Kontroll-Schwerpunktaktion angekündigt.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.