Konzerthaus

Finnischer Pultjungstar Klaus Mäkelä dirigiert in Wien

Königin Maxima und Klaus Mäkelä im Dirigentenfoyer des Concertgebouw, im November diesen Jahres.
Königin Maxima und Klaus Mäkelä im Dirigentenfoyer des Concertgebouw, im November diesen Jahres. (c) IMAGO/ANP
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Der 26-Jährige ist „der am schnellsten aufsteigende Maestro seiner Generation“, heißt es. Im Konzerthaus ist der künftige Chef des Concertgebouworkest ab Freitag mit den Wiener Symphonikern zu sehen, gespielt wird Beethovens 9. Symphonie.

Seit 2020 ist er Chefdirigent der Osloer Philharmoniker, seit 2021 Musikdirektor des Orchestre de Paris, und der Vertrag, der ihn 2027 zum Chefdirigenten des Concertgebouworkest Amsterdam macht, ist bereits unterzeichnet. „Er ist der am schnellsten aufsteigende Maestro seiner Generation, ein Liebling von Musikerkollegen und Orchesterverwaltern gleichermaßen“, schreibt die „New York Times“ über Klaus Mäkelä. Ab Freitag ist der 26-Jährige im Wiener Konzerthaus live zu erleben, „Die Presse“ traf in vorab in Oslo.

Mäkelä gastierte schon mit dem Oslo Philharmonic (mit einem umjubelten Sibelius-Zyklus und jüngst mit Tschaikowskys „Pathétique“ sowie mit Schostakowitschs erstem Cellokonzert mit Solistin Sol Gabetta) im Konzerthaus. Intendant Matthias Naske nennt ihn „einen der künstlerisch faszinierendsten Dirigenten der Gegenwart“. Nun steht er gleich an drei Abenden (30. und 31. Dezember sowie am 1. Jänner) erstmals am Pult der Wiener Symphoniker und dirigiert deren traditionellen Reigen mit Beethovens 9. Symphonie.

Fantastischer Finne

Der „Tagespiegel“ nennt ihn den Mittleren im „Trio der fantastischen Finnen“, die bei Jorma Panula ausgebildet wurden (der Älteste ist Santtu-Matias Rouvali, der Jüngste Tarmo Peltokoski) und konstatiert: „Gemessen an der Einwohnerzahl kann derzeit wohl kein Land der Erde mehr Shootingstar-Dirigenten vorweisen als Finnland.“ 

Mäkeläs derzeitiger Ruf erinnert an den Beginn des Aufstiegs von Teodor Currentzis. „Jedes Mal, wenn ich mich in letzter Zeit mit jemandem aus der Branche treffe, scheint es einen Moment zu geben, an dem ich gefragt werde: ,Haben Sie schon mal Klaus Mäkelä gehört?'“, schrieb der Musikkritiker der „New York Times“, als der junge Finne Anfang Dezember sein Debüt mit den New Yorker Philharmonikern gab. Dabei scheine er in seinen Interpretationen weder Originalität um jeden Preis zu suchen, noch sich ganz den Partituren unterzuordnen - der goldene Mittelweg quasi. Exaktes und kollegiales Arbeiten machen ihn dabei zum Liebling der Musiker und Musikerinnen, die sich von dem jungen Mann ernst genommen und verstanden fühlen.

Vertrauensvorschuss

In Oslo hatte man ihn nach einem einzigen Zusammentreffen bereits den Chefposten angeboten. „Es begann mit diesem verrückten Vertrauen und wurde eine der fruchtbarsten Dinge in meinem Leben“, erinnert er sich. In Amsterdam, wo er vor zwei Jahren erstmals mit dem Concertgebouw gearbeitet hatte, war „vom ersten Moment an deutlich, dass es sich um eine perfekte Kombination handelt“, teilte das Orchester mit. Christian van Eggelen, einer der Primgeiger, sprach von „Liebe auf den ersten Blick“: „Er war 24 und die zweitjüngste Person auf der Bühne. Doch nach drei Minuten war klar, dass wir es mit dem frühreifsten Dirigiertalent der letzten 50 oder 75 Jahre zu tun hatten.“ 

Nachfolger Welser-Mösts?

Das Orchester schuf für ihn den Status eines „künstlerischen Partners“, bis er in fünf Jahren offiziell für den Chefposten des renommierten Klangkörpers frei ist. Schon in dieser Saison will man gemeinsam sechs Programme erarbeiten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und von Mozart über Richard Strauss' „Alpensinfonie“ und Mahler bis zu Uraufführungen reichen. Und gleichzeitig gibt es bald kaum ein Prestigeorchester mehr, das er nicht dirigiert hat. Überall scheint man zu bedauern, dass der aufgehende Stern bereits so hell glüht, dass man sehr schnell sein musste, um ihn langfristig zu verpflichten. Insbesondere, weil der Jungstar seinen Orchestern treu zu bleiben. In Cleveland, wo er ebenfalls mit offenen Armen empfangen wurde, spekuliert man bereits, ob hier der Nachfolger des österreichischen Langzeitimpresarios Franz Welser-Möst heranwächst.

Geboren ist Klaus Mäkelä am 17. Jänner 1996 in Helsinki, er ist Sprössling einer finnischen Musikerfamilie und studierte an der Sibelius-Akademie Dirigieren und Violoncello. Als Solocellist trat er bereits früh mit Orchestern auf, als Chorsänger sang er in Opernaufführungen und verfolgte gleichzeitig atemlos das Treiben der Dirigenten. Als Start seines Exklusivvertrags mit dem renommierten Label Decca nahm er alle Symphonien von Jean Sibelius mit der Oslo Philharmonic auf. Sein Operndebüt gab er 2017 mit Mozarts „Zauberflöte“ an der Finnischen Nationaloper, deren Leiterin Lilli Paasikivi 2025 Bregenzer Festspielintendantin wird. Gut möglich also, dass man ihn in ein paar Jahren auch am Bodensee hören wird.

(APA/red)

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