Schutz der Erde

Zwischenbilanz für die Rettung des Planeten

Artensterben, Klimaveränderungen, Wassermangel: Was beim Schutz der Erde auf uns zukommt.

Als die UN-Mitgliedstaaten im Jahr 2015 ihre „Agenda 2030“ verabschiedeten, war der Optimismus zunächst groß. Mit ihren 17 ambitionierten Zielen für Nachhaltigkeit (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) sei die Welt, so hoffte man, auf einem guten Weg hin zu mehr Gleichheit, mehr Gerechtigkeit und einem gesünderen Umgang mit dem Planeten. Zur Halbzeit dieses Vorhabens soll 2023 eine Zwischenbilanz gezogen werden. Dafür wollen die Staats- und Regierungschefs im September am Rande der jährlichen UNO-Generaldebatte zu einem großen Gipfel zusammenkommen.

Experten und Aktivisten fordern seit Langem, bei der Umsetzung auf das Gaspedal zu drücken, sonst seien die Ziele nicht mehr erreichbar. Zu ihnen zählen nicht nur die Abschaffung von Armut und Hunger (siehe Artikel rechts), sondern auch der Zugang zu Trinkwasser, der Kampf gegen Klimawandel und Verschmutzung der Meere sowie der Schutz der biologischen Vielfalt. Die Coronakrise hat zahlreiche Fortschritte zunichte gemacht. Der UN-Bericht 2022 zu den Nachhaltigkeitszielen fiel entsprechend ernüchternd aus: Die multiplen Krisen – von der Covid-Pandemie über die Klimakrise bis hin zu Kriegen und Konflikten – verstärkten sich gegenseitig und hätten negative Auswirkungen auf Ernährungssicherheit, Gesundheit, Umwelt und Frieden.

Ein Prüfstein wird das Jahr 2023 auch für das UN-Artenschutzabkommen, auf das sich fast 200 Staaten kurz vor Weihnachten nach einem Verhandlungsmarathon in Montréal verständigt haben. Herzstück des Abkommens: Bis 2030 sollen mindestens 30 Prozent der Landfläche und 30 Prozent der Meere unter Schutz gestellt werden. Die Zeit drängt: Eine Million der rund acht Millionen Tier- und Pflanzenarten gelten als vom Aussterben bedroht. „Wir fangen endlich an, Frieden mit der Natur zu schließen“, erklärte UN-Chef António Guterres nach dem Durchbruch bei den Verhandlungen.

Umweltschützer drängen auf eine strenge Umsetzung; wenn die Staaten es ernst meinen, müssen erste Schritte dazu in diesem Jahr gesetzt werden. Doch messbare Kriterien und ein konkreter Zeitplan sind in dem Abkommen nicht festgelegt; in zahlreichen Punkten ist es vage geblieben. Ob sich die Einigung in der Praxis bewährt, wird sich spätestens 2024 zeigen, wenn in der Türkei weiterverhandelt wird.

Zur nächsten Weltklimakonferenz treffen sich die Staaten bereits Ende dieses Jahres in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten, einem Land, das seinen Reichtum dem Ölboom verdankt. Auf einen Ausstieg aus den fossilen Energien hatten sich die Teilnehmer des Klimagipfels im November in Sharm el-Sheikh nicht einigen können. Dabei hatte der Weltklimarat IPCC in zwei Berichten im Frühjahr gezeigt, dass Ausmaß und Folgen der Erderwärmung bisher unterschätzt wurden. Als Erfolg des Gipfels wurde die Einigung auf einen Entschädigungsfonds verzeichnet, der armen Ländern dabei helfen soll, Klimaschäden zu bewältigen. Wie genau er funktionieren soll, soll in diesem Jahr definiert werden.

The Good News. Immerhin gibt es an der Klimafront weitere gute Nachrichten: Die USA haben ein Klimaschutzgesetz verabschiedet. Auch Australien hat mit der neuen Regierung eine Klima-Kehrtwende vollzogen. Und mit Lula da Silva ist in Brasilien nun ein Mann Präsident, der den Regenwald retten will.

Zahlen

Eine weitere Zwischenbilanz wird übrigens im März in New York gezogen: Dort findet ab dem 22., dem Weltwassertag, eine große UN-Wasserkonferenz statt. 2018 hatten die Vereinten Nationen eine Wasserdekade ausgerufen, die bis 2028 dauert und den Schutz von Gewässern vorantreiben soll. Heuer wollen die Staaten in New York prüfen, was bisher erreicht worden ist.1 Million Tier- und Pflanzenarten der geschätzt insgesamt acht Millionen Arten sind vom Aussterben bedroht.


30 Prozent der Land- und Meeresflächen sollen laut dem Artenschutz-Übereinkommen von Montréal bis 2030 zu Schutzgebieten werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.01.2023)

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