Kirche

Münchner Kardinal Marx entschuldigt sich bei Missbrauchsopfern

Ein Jahr nach der Praesentation des neuen Missbrauchsgutachtens zieht das Erzbistum Muenchen und Freising eine erste Bilanz.
Ein Jahr nach der Praesentation des neuen Missbrauchsgutachtens zieht das Erzbistum Muenchen und Freising eine erste Bilanz.IMAGO/epd
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Ein Jahr nach Veröffentlichung des Aufsehen erregenden Gutachtens, erinnert der Kardinal daran, „zukünftig anders zu handeln“. Im letzten Jahr wurden erneut über 50 Verdachtsfälle gemeldet.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat sich ein Jahr nach Veröffentlichung eines Aufsehen erregenden Gutachtens über Missbrauchsfälle in seinem Bistum erneut bei den Betroffenen entschuldigt. "Für das damit verbundene Leid werde ich immer in der Verantwortung stehen und bitte darum nochmals um Entschuldigung", sagte der Erzbischof von München und Freising am Dienstag. "Ich kann Geschehenes nicht rückgängig machen, aber jetzt und zukünftig anders handeln. Und das tue ich."

Dass die Perspektive der Betroffenen anfänglich zu wenig berücksichtigt worden sei, "war unser größtes Defizit. Das müssen wir als Kirche, das muss ich als Erzbischof selbstkritisch einräumen". Auch ein Jahr nach dem Gutachten sei das Entsetzen über die Fälle groß. "Der Schrecken ist geblieben", sagte Marx. "Missbrauch ist und bleibt eine Katastrophe."

Das vom Bistum bei der Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) in Auftrag gegebene Gutachten hatte bei seiner Vorstellung im Jänner 2022 weltweit Aufsehen erregt. Die Studie geht von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern aus - und von einem weit größeren Dunkelfeld.

57 Verdachtsfälle seit Veröffentlichung des Berichts

Den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger, dem zu Silvester gestorbenen Papst Benedikt XVI., wurde in dem Gutachten persönlich Fehlverhalten in mehreren Fällen vorgeworfen - ebenso Kardinal Marx.

Marx rief am Dienstag dazu auf, Hinweise auf möglichen Missbrauch zu melden. Seit Veröffentlichung des Gutachtens am 20. Jänner 2022 gingen nach Bistumsangaben bis Ende des Jahres 57 Meldungen bei den unabhängigen Ansprechpersonen für die Prüfung von Verdachtsfällen ein, wobei auch Hinweise zu Grenzverletzungen darunter gewesen seien, die nicht in den Bereich sexuellen Missbrauchs fallen, und zu bereits bekannten Missbrauchsfällen Gegenstand waren.

(APA/dpa)

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