Söldner

Flucht via Arktisgrenze: Russischer Wagner-Kommandant beantragt Asyl in Norwegen

Arcihvbild aus der neuen Wagner-Zentrale in St. Petersburg.
Arcihvbild aus der neuen Wagner-Zentrale in St. Petersburg.REUTERS
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Andrej Medwedew sagt, er habe Angst um sein Leben. In der Ukraine habe er die Tötung und Misshandlung von Gefangenen gesehen. Er sei nach seinem Grenzübertritt in Norwegen aufgegriffen worden.

Ein ehemaliger Kommandeur der russischen Söldnergruppe Wagner, der in der Ukraine kämpfte, ist nach eigenen Angaben nach Norwegen geflohen und sucht dort Asyl, weil er um sein Leben fürchtet. Eigenen Angaben zufolge ware er Zeuge der Tötung und Misshandlung von Gefangenen an der Front geworden ist.

Andrej Medwedew, der demnach am 6. Juli 2022 mit einem Viermonatsvertrag zu der russischen Söldnertruppe Wagner stieß, sagte in einem von der Menschenrechtsgruppe Gulagu.net veröffentlichten Video, dass er die nördliche arktische Grenze nach Norwegen überquert habe, bevor er von der Polizei festgenommen wurde.

Medwedew, ein Waisenkind, das der russischen Armee beitrat und einige Zeit im Gefängnis verbrachte, bevor er zu Wagner wechselte, sagte, er habe sich von der Gruppe abgesetzt, nachdem er Zeuge der Tötung gefangener Deserteure von Wagner geworden war.

"Ich habe Angst, qualvoll zu sterben", sagte Medwedew zu Wladimir Osechkin, dem Gründer der Menschenrechtsgruppe Gulagu.net, die ihm nach eigenen Angaben geholfen hatte, Russland zu verlassen.

Medwedes sagte, er habe die verschneite Grenze überquert, sei durch Stacheldrahtzäune geklettert und einer Grenzpatrouille mit Hunden ausgewichen. Er habe Schüsse gehört, als er durch einen Wald und über dünnes, brechendes Eis nach Norwegen lief.

Screenshot aus dem Videointerview von Gulagu.net mit Andrej Medwedew.
Screenshot aus dem Videointerview von Gulagu.net mit Andrej Medwedew.(c) via REUTERS (GULAGU.NET)

Norwegen bestätigt Eckdaten

Die örtliche norwegische Polizei teilte mit, dass ein ausländischer Staatsbürger in der Nacht von Donnerstag auf Freitag festgenommen wurde, nachdem er die russisch-norwegische Grenze nördlich des Polarkreises illegal überquert hatte - und dass er um Asyl bat.

Medwedews norwegischer Anwalt sagte, sein Mandat befinde sich jetzt in der Gegend von Oslo, nannte aber keine Einzelheiten. Für ihn sei es wichtig, dass die Einwanderungsbehörden so schnell wie möglich seinen Status klären, sagte Anwalt Brynjulf Risnes gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Die norwegische Kriminalpolizei Kripos, die für die Untersuchung von Kriegsverbrechen zuständig ist, sagte am Dienstag, sie wolle Medwedew befragen. "Er hat selbst erklärt, dass er Teil der Wagner-Gruppe war, und es ist für Kripos interessant, Informationen über diese Zeit zu haben", hieß es in einer Stellungnahme.

"Medwedew hat einen Status als Zeuge."

Anwalt Risnes sagte, Medwedew habe noch nicht mit der norwegischen Sicherheitspolizei PST gesprochen und es sei keine Vereinbarung für ein Interview getroffen worden. "Ich bin sicher, dass das irgendwann eine Frage sein wird", sagte Risnes, der nicht sagen wollte, wo Medwedew in der Ukraine gekämpft hat.

"Er sagt, dass er an Gefechten teilgenommen hat, von denen er sagt, dass es klare Gefechtssituationen waren ..., und dass er nicht in Kontakt mit Zivilisten war", sagte Risnes.

Wagner-Gründer Jewgeni Prigoschin, ein enger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sagte, Medwedew habe in einer norwegischen Einheit von Wagner gearbeitet und „Gefangene misshandelt".

"Seien Sie vorsichtig, er ist sehr gefährlich", sagte Prigoschin in einer von seiner Sprecherin veröffentlichten Erklärung. Er ging in der Erklärung nicht auf die Behauptungen über Tötungen oder Misshandlungen von Gefangenen ein.

(Reuters)

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