Wilhelm Genazino, 1998
Literatur

Vom Eissalon Riviera zum Mützen-Laden

Einen Querschnitt von Aufzeichnungen aus mehreren Jahrzehnten bietet „Der Traum des Beobachters“ von Wilhelm Genazino.

Das Geheimnis eines Schriftstellerlebens zu ergründen, das ist der Antrieb, all die Journale, Tagebücher, Notate, Arbeitsberichte, Skizzen und wie man sie noch benennen möchte, von Autorinnen und Autoren zu veröffentlichen und zu lesen. Diese Art von Notizen ziehen uns magisch an, denn vielleicht finden sich darin die Ingredienzien, mit denen die Literatur einer schreibenden Person auf rätselhafte Weise gebraut wird.

Nun ist „Der Traum des Beobachters“ von Wilhelm Genazino erschienen, ein Querschnitt von Werk- und anderen Aufzeichnungen, von ersten Romanideen bis zu detaillierter ausgearbeiteten Prosa- und Dramavorstufen, aphoristischen Betrachtungen und Fantasien aus den Jahren 1972 bis 2018, herausgegeben von Jan Bürger und Friedhelm Marx – ein „Materialcontainer, in dem sich Leben und Fiktion, Ideen und Träume unauflöslich vermischen“, so die Beschreibung des Verlags. Auch aufgeklebte Zeitungsausschnitte, Theaterzettel, Prospekte, Gutscheine und vieles mehr, versehen mit handschriftlichen Bemerkungen und Verweisen, illustrieren die akribische Archivierungsarbeit des Autors. Kurz gesagt, die Herausgeber destillierten aus einem 38 Aktenordner umfassenden „Werktagebuch“, das Teil des im Marbacher Literaturarchiv aufbewahrten Nachlasses ist, eine quasi über 450 Seiten starke Genazino-Essenz aus bisher unveröffentlichten Texten (nur einige wenige wurden schon publiziert), die man streng chronologisch oder aber einfach kreuz und quer durchschmökern kann.

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