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Schönborn: "Zeichen neuer Freiheit"

Klasnic, Sch�nborn Foto: Clemens Fabry
(c) (Clemens Fabry)
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Für Kardinal Schönborn ist die Zugehörigkeit zur Kirche heute "eine Sache der freien Entscheidung und nicht mehr der Tradition".

Kardinal Christoph Schönborn sieht im Rekordhoch bei den Kirchenaustritten ein "Zeichen neuer Freiheit". Dies geschehe vor dem Hintergrund der Entwicklung "vom Traditionschristentum zum Entscheidungschristentum", sagte er am Dienstag. Zugleich betonte er, dass jeder einzelne Austritt "schmerzlich" sei. Der innerkirchliche Missbrauchsskandal habe die hohe Zahl an Kirchenaustritten im Jahr 2010 sicherlich mitbedingt, die Ursachen für einen solchen Schritt würden letztlich aber meist viel tiefer liegen.

Für Schönborn ist die Zugehörigkeit zur Kirche heute "eine Sache der freien Entscheidung und nicht mehr der Tradition". Zugleich meinte der Kardinal: "Die Beziehung jedes Menschen zu Gott geht weiter, auch nach einem Kirchenaustritt. Aus der Liebe Gottes kann man nicht austreten." Angesichts des österreichischen Kirchenbeitragssystems müsse man jedes Jahr beim Anblick des Erlagscheins aufs Neue entscheiden, ob man in der Kirche bleibe. Wer in der Kirche bleibt, tue dies bewusst.

Seitens der Kirche sollte auch stärker thematisiert werden, was die Menschen dazu bewegt, zu bleiben, so Schönborn. Der Wiener Erzbischof verwies überdies auf eine bisher noch nicht veröffentlichte Studie des Pastoraltheologen Paul Zulehner, wonach bis zu 44 Prozent der Ausgetretenen ernsthaft daran gedacht haben, wieder in die Kirche einzutreten.

Der Grazer Bischof Egon Kapellari zeigte sich in einer Aussendung "betroffen" über die hohen Austrittszahlen, die er zu einem Teil im innerkirchlichen Missbrauchsskandal begründet sieht. "Es tut sehr weh, dass viele Katholiken sich in diesem Zusammenhang von der Kirche abgewandt und ihren Kirchenaustritt erklärt haben", so Kapellari.

Kapellari: "Haben wir zu respektieren"

Kapellari wies zugleich darauf hin, dass für nicht wenige Ausgetretene diese Entscheidung nur der letzte Schritt einer schon lange in Gang befindlichen Entfernung gewesen sei. Sie hätten den Eindruck, die Kirche werde heute nicht mehr gebraucht und habe wenig Relevanz für das eigene Leben. Kapellari: "Solche Entscheidungen haben wir zu respektieren."

Im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen in den Reihen der Kirche befürwortete der Bischof einmal mehr einen "radikal ehrlichen Umgang". Wachsamkeit bleibe ein Dauerauftrag. "Ich hoffe inständig, dass die Kirche aus dieser Krise geläutert hervorgehen wird", so Kapellari.

Die Erzdiözese Salzburg will die verloren gegangenen Schäfchen indes aktiv zum Eintritt bewegen. Für das Frühjahr ist dort die Aktion "Treten Sie ein" geplant, die in vielen Pfarrgemeinden durchgeführt wird.

(APA)