Buch

Überleben eines Terroropfers

Ein Mann im Kugelhagel: Die Story gibt es nun als Buch.

Wien. Andreas Wiesinger sitzt am Abend des 2.November 2020 in einem Gastgarten im Bermudadreieck. Als ein islamistischer Attentäter auftaucht, fliegen dem Luftfahrtforscher buchstäblich die Projektile um die Ohren. Wiesinger hat großes Glück. Er trägt zwei Streifschüsse davon. Und überlebt leicht verletzt.

Nun erzählt der 43-Jährige seine Geschichte. In Ich-Form bietet der Wiener persönliche, ja intime Einblicke in sein Leben nach dem Terroranschlag, bei dem vier andere Menschen ihr Leben lassen mussten.

Aufgeschrieben wurde der Stoff von „Presse“-Redakteurin Bernadette Krassay. Aus zahlreichen Gesprächen der beiden, geführt etwa im Lokal Philosoph, also am Tatort, entstand ein Buch. Titel: „Neun Minuten“. So lang konnte der Attentäter wüten, ehe er von der Polizei erschossen wurde.

Viele Opfer hätten sich vom offiziellen Österreich (mit Ausnahme des Bundespräsidenten) nicht ernst genommen gefühlt, so Wiesinger. Exemplarisch schildert er: Am Rande der Zeremonie zum Jahrestag des Terrors sei Parlamentspräsident Wolfgang Sobotka unerwünscht in eine private Gedenkfeier geplatzt, bei der gerade ein Trauer-Adagio gespielt wurde. „Als er die Musik hörte, schlenderte er grinsend und mit dem Kopf zur Musik wackelnd auf uns zu.“

Mit dem Ort des Geschehens hat sich Wiesinger arrangiert. Er gehe oft ins Bermudadreieck, verrät er. „Der Schütze hat (...) das Gegenteil von dem erreicht, was er wollte.“ (m.s.)

Bernadette Krassay: „Neun Minuten“
Edition a,
160 Seiten, 22 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2023)

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