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Interview

Ökonom, Philosoph und Physiker Taghizadegan: "Ich habe zu früh von Bitcoin erfahren"

Rahim Taghizadegan
Rahim TaghizadeganClemens Fabry
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Der Ökonom, Philosoph und Physiker Rahim Taghizadegan erklärt, was Geld eigentlich ist, wie Moral missbraucht wird, um Gegner zu diskreditieren, und warum er nicht erwartet hat, dass sich Bitcoin durchsetzen würde.

Die Presse: Geld hat häufig einen negativen Beigeschmack. Es heißt oft: „Es geht ja nicht nur ums Geld“ oder „Geld ist nicht alles“. Warum ist das so?

Rahim Taghizadegan: Geld eignet sich gut für den indirekten Tausch außerhalb der Sippe. Das steht unserer Intuition des Tribalismus und Nepotismus entgegen. Geld erlaubt es, rationaler zu vergleichen und einem Fremden den Vorzug zu geben, wenn er ein besseres Angebot hat. Und die Abneigung ist am größten gegenüber dem erfolgreicheren Fremden. Das ist auch ein Grund, warum die Abneigung gegenüber Geld und der Antisemitismus in der Geschichte stark verbunden sind.

Ist Geld dann sogar moralisch gut, weil es keinen Unterschied macht, nicht diskriminiert?

Geld ist ein Werkzeug, das die Grenzen der Sippe sprengt, und das machte erst das moderne Wunder von Entwicklung und Wohlstand möglich. Aber es gibt eine Ambivalenz, auf die alle Weltreligionen hinweisen: Weil Geld ein so universelles Mittel ist, kann es zum Ersatzziel werden, dem alles untergeordnet ist. Das ist die Warnung vor dem Goldenen Kalb.


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