Anklage

91-Jährige nach tödlichem Wohnungsbrand in Wien-Simmering wegen Mordes angeklagt

Die Frau dürfte mit der Pflege ihres dementen Mannes überfordert gewesen sein. Er kam in dem Feuer ums Leben.

Die Staatsanwaltschaft Wien hat gegen eine 91-jährige Frau Anklage wegen Mordes und Brandstiftung erhoben. Wie die Sprecherin des Landesgerichts für Strafsachen, Christina Salzborn mitteilte, muss sich die Frau bereits am 17. Februar vor einem Schwurgericht verantworten, weil sie aus Überforderung mit ihrer Lebenssituation in ihrer Wohnung in Wien-Simmering Feuer gelegt haben soll. Ihr 93 Jahre alter Ehemann kam in den Flammen ums Leben.

Der Mann war seit längerem ein Pflegefall. Laut Anklage hatte er seit 2019 die Wohnung nicht mehr verlassen und litt an Demenz. Die hochbetagte Frau dürfte mit dem nicht mehr zurande gekommen sein und in ihrer Verzweiflung beschlossen haben, diesem Leben ein Ende zu setzen. In der Nacht auf den 21. Juli legte sie Kleider und Toilettepapier zu einem Haufen zusammen, übergoss diesen mit Wundbenzin und zündete ihn an. In der Küche drehte sie auch noch das Gas auf - der Versuch, damit eine Explosion herbeizuführen, ließ sich allerdings nicht umsetzen.

Frau flüchtete auf Balkon

Allerdings entwickelte sich aus dem im Wohnzimmer angezündeten Kleiderhaufen ein Vollbrand, indem die 91-Jährige die Balkontür öffnete. Die plötzliche Sauerstoffkonzentration ließ die Flammen in kürzester Zeit in die Höhe schnellen. Die 91-Jährige, die aus Sicht der Strafverfolgungsbehörden in suizidaler Absicht gehandelt haben dürfte und ihren Ehemann wohl mit in den Tod nehmen wollte, traute sich nicht mehr zurück in die Wohnung. Sie flüchtete auf den Balkon, von dem sie von der Feuerwehr mittels einer Drehleiter gerettet wurde.

Für den bettlägerigen Ehemann kam jede Hilfe zu spät. Der 93-Jährige starb dem Obduktionsgutachten zufolge an einer Rauchgasvergiftung.

Die Berufsfeuerwehr Wien war um 2.30 Uhr von anderen Hausbewohnern alarmiert worden und benötigte rund zwei Stunden, um den Brand unter Atemschutz zu löschen. 27 Mann und sechs Fahrzeuge waren an dem Einsatz beteiligt.

Hilfe bei persönlichen Krisen

Es gibt eine Reihe Hilfseinrichtungen und Anlaufstellen für Menschen in akuten Krisensituationen. Unter www.suizid-praevention.gv.at findet man Notrufnummern und Erste Hilfe bei Suizidgedanken.

Telefonische Hilfe gibt es auch bei:

Kriseninterventionszentrum (Mo-Fr 10-17 Uhr): 01/406 95 95, kriseninterventionszentrum.at
Rat und Hilfe bei Suizidgefahr 0810/97 71 55
Psychiatrische Soforthilfe (0-24 Uhr): 01/313 30
Sozialpsychiatrischer Notdienst 01/310 87 79
Telefonseelsorge (0-24 Uhr, kostenlos): 142
Rat auf Draht (0-24 Uhr, für Kinder & Jugendliche): 147
Gesprächs- und Verhaltenstipps: bittelebe.at

Hilfe für Menschen mit Suizidgedanken und Angehörige bietet auch der noch recht junge Verein „Bleib bei uns“. www.bleibbeiuns.at

(APA)

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