Literatur

Für eine Handvoll Nuggets

Isabel Cole Fargo, geb. 1973 in Illinois, lebt in Deutschland.
Isabel Cole Fargo, geb. 1973 in Illinois, lebt in Deutschland.(c) imago/STAR-MEDIA
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Isabel Fargo Cole erzählt im Langessay „Die Goldküste“ von Trickstern, kolonialen Verflechtungen, Ressourcenausbeutung und Naturschutz.

Eine Reise nach Alaska mit ihren Eltern ist der Ausgangspunkt für Isabel Fargo Coles Lang-Essay „Die Goldküste“. Der Untertitel „Eine Irrfahrt“ muss wohl mit einem Augenzwinkern gewählt worden sein, sind doch die Gedankengänge in diesem bei Matthes & Seitz erschienenen „Naturkunden“-Band klar geordnet und stilistisch brillant zu Papier gebracht. Die 1973 in Illinois geborene und in Berlin lebende Autorin spürte ihrem Ururgroßvater Arva Fargo nach, einem Goldsucher, dessen Biografie geradezu prototypisch für diejenigen steht, die alles für die Hoffnung auf ein paar Goldnuggets riskierten.

„Das Amerikanische geht vom Osten aus und peilt den Westen an“, schreibt Fargo Cole. Die „last frontier“ ist ein mythenumwölktes Konstrukt, entstanden durch die Landnahme der in den Kontinent vordringenden Europäer. Dort, im Nordwesten, suchte der Abenteurer Christopher McCandless die große Freiheit und starb 1992 in der Wildnis, fatalerweise unweit einer Straße – auf der die Autorin am Anfang ihrer Reise unterwegs ist. Nach und nach klaubt sie die Geschichten zusammen, erzählt von den Ureinwohnern, die einst über die Beringstraße kamen, der Entwicklung Alaskas zum US-Bundesstaat, von Forschungsreisenden, fragwürdigen Helden und schmelzenden Gletschern. Leichtfüßig und mit distanziert-analytischem Gespür gleitet Fargo Cole durch die Zeiten, die Stoßrichtung bleibt die Gegenwart, die immer wieder durchscheint in Form von Reise-Erlebnissen (im Sommer 2018) und der weltpolitischen Lage während des Schreibens, insbesondere die Verwerfungen der Trump-Ära, die Pandemie und letztlich der Krieg in der Ukraine. Als 2020 die Statuen weißer Eroberer gestürzt werden, kommt auch der erste Naturschützer der US-Geschichte, John Muir, dessen Spuren die Autorin bis ans Ende ihrer Reise nach Kalifornien folgt, in Verruf.

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