Die Ich-Pleite

Coronahilfen sind für alle da

Carolina Frank
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Durch die Coronahilfen sind nicht nur die Gasthäuser und Hotels reicher geworden, sondern quasi wir alle.

Jedes Kind weiß heutzutage: Eine Krise ist eine Chance. Auch die Coronakrise war eine Chance. Zum Beispiel für die Gastronomie- und Hotelleriebetriebe, ihre Kapitaldecke zu erhöhen. Sie ist jetzt im Schnitt um vier Prozentpunkte höher als vor der Coronapandemie. Das sag’ nicht ich, das sagt eine Studie der Nationalbank. Dafür wird die Gastronomie und Hotellerie von vielen Leuten gebasht. Aber ich finde das ungerecht. Schließlich haben die Coronahilfen zehn ­Prozent unseres BIPs ausgemacht. Ich bin nicht gut in Wirtschaft. Aber ich glaube, das BIP gehört uns irgendwie allen.

So gesehen sind nicht nur die Gasthäuser und Hotels durch die Coronahilfen reicher geworden, sondern wir alle. Gut, vielleicht nicht in dem Sinn, dass wir uns etwas dafür kaufen könnten. Aber doch so, dass mehr Geld für Gesundheit, Bildung und Infrastruktur da ist. Und seit dem Ende der Pandemie zahlt die Gastro- und Hotelbranche ja wieder ordentlich ins BIP ein. Und das wird jetzt durch die Energiekrise und Teuerung noch mehr. Denn beim Preiseanheben ist die Branche ganz vorn dabei. In meinem Lieblingshotel ist die Übernachtung zum Beispiel um 20 Prozent teurer geworden. Aber ich fürchte, damit konnte es die höheren Energiekosten trotzdem nicht abdecken, denn die Zimmertemperatur ist gleichzeitig um 20 Prozent gesunken.

Ich weiß nicht, ob die Kapitaldecke in meinem Lieblingshotel dick genug ist, die Bettdecke war es jedenfalls nicht. Sonst wäre ich nämlich nicht krank geworden. Das ist jetzt ein Fall, wo man vom BIP etwas durch Krankengeld und Lohnfortzahlung zurückbekommt. Außer man ist zufällig selbstständig. Dann hat man nämlich keine Krankenversicherung. Der Einkommensentgang verringert noch dazu das BIP. Aber wenigstens nur ein bisschen.

("Die Presse Schaufenster" vom 10.02.23)

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