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"Team Jorge": Israelische Firma manipuliert weltweit erfolgreich Wahlen

APA/ROLAND SCHLAGER
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Sie werden gerufen, wenn eine Wahl zu beeinflussen ist, oder ein politischer Gegner zu sehr an Macht gewinnt. Die israelische Firma behauptet, in 27 internationale Wahlen erfolgreich eingegriffen zu haben.

Wir suchen online nach Musik, Filmen, aber auch Informationen und Nachrichten. Wir bilden uns über diese Inhalte eine Meinung. Besonders Social-Media-Plattformen werden gerne genutzt, auch um sich politisch auszutauschen. Was, wenn diese Meinung aber bewusst beeinflusst wird? Durch gelenkte Angriffe, durch Lügen und Fake News. Gegner werden auch gehackt, um an kompromittierende Infos zu gelangen. Das geschieht, wenn „Team Jorge“ beauftragt wird, wie die Recherchen der Investigativredaktion „Forbidden Stories“ zeigen. An den Recherchen waren der "Spiegel", die "Zeit" und das ZDF beteiligt. Die israelische Firma, das auf ehemalige Militärs und Agenten setzt, hat Kunden aus Wirtschaft und Politik, die ihre ganz eigenen Interessen verfolgen.

Die Berichte basieren auf sechs Stunden heimlich aufgenommener Gespräche, in denen der Firmenchef Tal Hanan und sein Team ihren Service vorstellen. Das Team habe sich bisher in 33 nationale Wahlkämpfe und Abstimmungen eingemischt, unter anderem in Kenia und Nigeria, hieß es. 27 der Einsätze seien erfolgreich gewesen, hört man Tal Hanan in der Aufnahme sagen. Für die Manipulation auf sozialen Medien habe das Team eine eigene Plattform namens Aims entwickelt, mit der man verifizierte Nutzerkonten schaffen könne. Nicht alle Behauptungen könnten aber unabhängig überprüft werden, hieß es.

Die Firma hat ihren Sitz den Reportern zufolge in der israelischen Stadt Modiin - diese liegt etwa auf halbem Weg zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Das Team kontrolliere eine "Armee" von mehr als 30.000 Bots, berichtete der britische "Guardian" am Mittwoch. Dabei handle es sich um Profile auf sozialen Medien, hinter denen keine echten Menschen stehen. Diese seien extrem raffiniert gestaltet und gleichzeitig auf verschiedenen Plattformen wie Facebook, Twitter und Youtube vertreten. Das Team sei nach eigenen Angaben auch in der Lage, Telegram und Gmail zu hacken. Mithilfe von Schmutzkampagnen und gestohlenen Informationen werde so die öffentliche Meinung gezielt beeinflusst.

Für seine Dienstleistungen fordere Hanan zwischen 400.000 und 600.000 Dollar im Monat. Den Berichten zufolge wies der israelische Geschäftsmann jegliches Fehlverhalten zurück.

>>> Recherche-Netzwerk (Standard, Zeit, Spiegel)

(bagre)

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