Ein magischer Moment – wenn am Montag nach dem Aschermittwoch um vier Uhr früh ein Kult beginnt, der auch Künstler immer schon fasziniert hat.
Allein der scheue Auftakt dieses mächtigen Spektakels ist zauberhaft. Streift man am Sonntag nach Aschermittwoch durch die Basler Altstadt, durch die Gässlein hinauf zum Münsterplatz etwa, biegen sie plötzlich um die Ecke, verschwinden raschen Schritts wieder über eine der Rheinbrücken, kreuzen hier und dort unbeirrt die Wege ähnlich davon unbeirrter Passanten. Kleine Grüppchen, vier, fünf Menschen vielleicht, völlig alltäglich gekleidet, wie es an einem Wintertag eben so üblich ist, mit Hauben, Daunenmänteln. Aber was haben sie nur, was hört man da? Auf Piccoloflöten pfeifen sie heiter ein Liedchen, in Händen oder, schwerer, auf Schultern, tragen sie geheimnisvoll verhüllte Gebilde.
Völlig normal? Völlig normal. Eine jungfräuliche handbemalte Fasnachtslaterne, gerade aus Werkstatt oder Cliquen-Keller geholt, muss nun einmal „eingepfiffen“ werden. Enthüllt erstrahlen wird sie erst Stunden später, in völliger Dunkelheit. Da werden ihre Träger nicht wiederzuerkennen sein, gänzlich zur „Masgge“ vermummt, mit Kostüm und Papiermaschee-Larve. Und das zarte Pfeifen wird, aus Tausenden Flöten gleichzeitig, zur vibrierenden Symphonie anschwellen. Zur unchristlichen Unzeit, um vier Uhr früh. Am Montag nach Aschermittwoch.