Innere Uhr

Auch der Mensch bräuchte Winterschlaf

Der Siebenschläfer macht es vor.
Der Siebenschläfer macht es vor.(c) imago images/blickwinkel (W. Willner via www.imago-images.de)
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Viele Menschen fühlen sich im Februar, spätestens im März, ausgebrannt. Es fehle ihnen an (Winter-)Schlaf, besagt eine neue Studie.

Die innere Uhr tickt verlässlich - beim Siebenschläfer wie beim Menschen. Sie funktioniert saisonal, strotzt künstlichem Licht, geheizten Räumen und gar konstantem Lärmpegel. Das hat das Team um Dieter Kunz von der Charité Berlin anhand des Schlafverhaltens von rund 300 Personen herausgefunden, nachzulesen sind die Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Frontiers in Neuroscience“.

20 bis 30 Prozent aller in Großstädten lebenden Menschen hätten mit Schlafstörungen zu kämpfen, erzählt Chefarzt und Studienautor Kunz dem „ORF“. An der Klinik für Schlaf- und Chronomedizin im Alexianer St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin forscht er an Schlafstörungen aller Art. Patientinnen und Patienten, die dort in Behandlung sind, wurden für die Studie begleitet.

Natürlicher Schlafrhythmus

Jeden Monat wurden über drei Tage hinweg nachts Werte aufgezeichnet. Die Probandinnen und Probanden sollten natürlich aufwachen, also ohne Wecker. Die Aufzeichnungen der unterschiedlichen Monate wurden anschließend analysiert und miteinander verglichen.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, dass die REM-Phase (Rapid Eye Movement), die Traumphase des Schlafes, im Winter eine halbe Stunde länger andauert, als in den wärmeren Monaten. Sie dient der Tagesverarbeitung und ist dem Wachzustand am nächsten. Auch schliefen die Patientinnen und Patienten im Winter im Schnitt eine halbe Stunde länger. Die Tiefschlafphasen hielten im Herbst kürzer an, mit Tiefstand im November.

Arbeitszeiten abstimmen

Menschen bräuchten im Winter demnach insgesamt mehr Schlaf. Trotzdem bleiben die Lebensumstände und die abverlangte Leistung unverändert. Der Studie zufolge mündet das für viele Personen in einem Gefühl der Erschöpfung - vor allem im Februar und März. Die Forschenden plädieren dafür, Schul- oder Arbeitszeiten auf den saisonalen Schlafbedarf abzustimmen. Bis es so weit ist, solle man im Winter früher schlafen gehen, um Konzentrationsschwierigkeiten entgegenzuwirken. Auch das Infektionsrisiko würde sich bei zu wenig Schlaf erhöhen.

Die Ergebnisse müssen noch an gesunden Menschen (ohne Schlafstörungen) überprüft werden. Sie seien aber schon jetzt ein klarer Hinweis darauf, dass sich der Schlaf mit den Jahreszeiten verändert. Der Körper richtet sich demnach nach der Saison, der Mensch selbst tut das (noch) nicht.

(evdin)

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