Blutzuckermessung

Durchbruch bei Diabetes: Apple Watch könnte Stich in den Finger unnötig machen

Bloomberg
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Apple ist ein Durchbruch bei der Diabetes-Forschung gelungen. Künftig könnte es möglich sein, mit der Apple Watch den Blutzuckergehalt zu messen - ganz ohne Stich in den Finger.

Die Apple Watch wurde vom Flop zum Marktführer binnen weniger Jahre. Sie ist branchenführend, wenn es um die Vermessung des eigenen Körpers geht. Und nun scheint der iPhone-Konzern einen entscheidenden Durchbruch geschafft zu haben: die kontinuierliche Blutzuckermessung ohne Stich in den Finger.

Mehrere Male pro Tag müssen sich Diabetiker in den Finger stechen, um ihren Blutzuckergehalt zu messen. Das ist aufwendig und teilweise schmerzvoll. Mittlerweile gibt es zahlreiche Alternativen zum jahrzehntelangen Stich in den Finger. Es wird gescannt und elektronisch erfasst. Doch Apple will diese Technologie noch kleiner und effektiver machen. Schon bald soll die Blutzuckermessung über die Apple Watch möglich sein. Wie von Branchenkennern zu hören ist, wurden unlängst Meilensteine erreicht, die das Apple-Management zu der Auffassung gebracht haben, dass das Projekt “E5” in einer Markteinführung münden könnte, berichtet Bloomberg.

Für Apple wäre es ein entscheidender Schritt, sich im Gesundheitswesen weiter zu etablieren und gar den Mitbewerb hinter sich zu lassen.

600.000 Diabetiker in Österreich

Dem Sozialministerium zufolge leiden in Österreich geschätzt 600.000 Menschen an Diabetes und immer häufiger auch junge Menschen. In Europa sind rund 32 Millionen Erwachsene von der Krankheit betroffen. Für Millionen Menschen könnte die Apple Watch zu einem unverzichtbaren und schmerzfreien Begleiter werden. Bislang müssen Diabetes-Patienten regelmäßig ihr Blut testen, um den Zuckergehalt zu überprüfen.

Innovationen gibt es von den Herstellern Dexcom und Abbott Laboratories. Sie haben Sensoren entwickelt, die auf die Haut geklebt werden und ihre Messdaten ans Handy übermitteln. Dabei ist ein regelmäßiger Austausch der Sensoren nötig. Die Abbott-Lösung kostet rund 460 Euro im Vierteljahr. Die ehemalige britische Premierministerin Teresa May vertraut seit ihrer Diagnose Typ-1-Diabetes auf die Sensoren des Herstellers, die sie am Oberarm befestigt hat.

Apple geht mit der Forschung die Apple Watch zu einem Diabetes-Messgerät zu machen, einen anderen Weg: dabei wird die unter dem Namen Silizium-Photonik bekannte Chiptechnologie mit einem Messverfahren namens optische Absorptionsspektroskopie kombiniert. Demzufolge schickt ein Laser Licht bestimmter Wellenlängen in einen Bereich unter der Haut, in dem sich Zwischenzellflüssigkeit befindet. Wenn das Licht nun zurück zum Sensor reflektiert wird, meldet es die enthaltene Konzentration von Gewebezucker zurück, wo ein Algorithmus direkt den Blutzuckerspiegel der Person berechnet.

Noch passt die Technologie nicht in die Apple Watch

Hunderte Ingenieure arbeiten dem Vernehmen nach an dem Projekt, das aus einer bisher unbekannten Geheimsparte namens Exploratory Design Group (XDG) hervorgegangen ist. Ähnlich wie Googles Abteilung X arbeitet diese an besonders futuristischen und potenziell folgenreichen “Moonshot”-Projekten. Konzernintern ist die XDG noch weniger Mitarbeitern bekannt als die geheimen Entwicklungsarbeiten an Autos und Virtual Reality, berichtet Bloomberg.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Tech-Unternehmen sich daran versucht, die Blutzuckermessung zu revolutionieren. 2014 arbeitete Google daran, über eine Kontaktlinse "den Zuckergehalt in der Tränenflüssigkeit" zu messen, wie damals Projektleiter Brian Otis und Babak Parviz berichteten. Vier Jahre später stoppte das Unternehmen die Entwicklung. Nach anfänglichen Erfolgen stellte sich schnell Frust ein, denn die Langzeituntersuchungen ergaben keine medizinisch exakten Ergebnisse.

Apple arbeitet bereits seit mehr als einem Jahrzehnt an diesem Projekt. Ziel sei es dabei nicht nur, bestehende Diabetiker bei der Kontrolle über ihre Krankheit zu unterstützen. Sondern auch, jene zu informieren, die an Prädiabetes leiden. Die Technologie wurde bereits an Hunderten Probanden getestet und der Machbarkeitsbeweis sei damit erbracht. Nun soll es darum gehen, die Größe des Systems so weit zu verkleinern, dass sie auch in die Apple Watch passe. Bis dahin sei aber ein Zwischenschritt notwendig. Demnach werde an einem Gerät gearbeitet, das um den Arm geschnallt werden könne - ähnlich groß wie ein iPhone. Das bisherige Gerät war so groß, dass es auf einen Tisch gestellt werden musste.

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