Mein Donnerstag

Nervenraubende Löcher

Oesterreich: Vereinheitlichung des Kunststoffsammelsystems // Austria: Standardisation of plastic litter collection
Oesterreich: Vereinheitlichung des Kunststoffsammelsystems // Austria: Standardisation of plastic litter collectionTobias Steinmaurer / picturedesk
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Seitdem mehr Plastik in die gelbe Tonne darf, ist das Leben nicht unbedingt einfacher geworden.

Manchmal wundert es mich ein bisschen, woher in Wien diese unglaubliche Begeisterung für die Müllabfuhr kommt. Die Mitarbeiter der MA48 sind die unübertroffenen Stars unter den Magistrats-Arbeitnehmern. Vielleicht ist es die augenscheinliche Effizienz, die sich bei jeder geleerten Tonne von neuem zeigt, und so gar nicht zu dem Klischee der trägen Wiener Bürokratie passt. Oder es ist doch das Budget in Millionenhöhe, das für Öffentlichkeitsarbeit verwendet wird?

Als Wienerin kann auch ich selbst eine gewisse Begeisterung nicht verhehlen. Ausflüge zum Mistplatz zelebriere ich: Trümmer in die Tonnen zu Schleudern ist ähnlich befreiend wie eine Therapiestunde. Als die Problemstoffsammelbusse noch durch Wien fuhren, hatte ich ihre Zeiten im Kalender stehen. Den Instagram-Kanal der 48er habe ich selbstverständlich abonniert.

Doch seit mit 1. Jänner nicht nur Plastikflaschen in die Gelbe Tonne dürfen, bin ich etwas genervt. Nicht wegen der Regelung selbst, im Gegenteil, die war längst überfällig. Erst jetzt, wo mein Plastik-Tetra-Metall-Kübel übergeht, wird augenscheinlich, wie viel Recyclebares zuvor in den Restmüll gewandert ist.

Genervt bin ich wegen der gelben Tonnen selbst. Oder genauer: Wegen der viel zu kleinen Löcher im Deckel, in die jedes gesammelte Teil einzeln geworfen werden muss. Mit ein paar Flaschen ist das kein Problem. Aber die Entsorgung eines ganzen Kübels wurde so zu einer mühsamen Prozedur. Effizienz? Mitnichten.

Für „Recherchezwecke“ bin ich gestern wieder Mist ausleeren gegangen. Und plötzlich war der zuvor stets abgesperrte Deckel offen! Ungläubig habe ich sogleich die anderen Tonnen in der Nachbarschaft inspiziert. Überall offen! Der gelbe Sack kann so also – endlich – direkt und ohne Verzögerung in die gelbe Tonne.

Gleichzeitig plagen mich nun andere Fragen: Wie lange ist das schon möglich? Habe ich zwei Monate umsonst jedes Plastikteil einzeln entsorgt? Und warum reicht das große Werbebudget dieser Behörde nicht aus, das ordentlich zu kommunizieren? Nicht einmal auf Instagram. Ich muss sagen: Das nervt.

E-Mails an: teresa.wirth@diepresse.com

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