Klima-Ablasshandel

CO2-Handel: Alle Klima-Sünden sind vergeben - für nur einen Euro

brennender Regenwald in Brasilien
brennender Regenwald in BrasilienAPA/AFP/MAURO PIMENTEl
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Der boomende Markt für freiwillige CO2-Zertifikate wird von Skandalen gebeutelt. Die grünen Versprechen der Firmen halten zu oft nicht. Nur klare Regeln können den Wildwuchs stoppen.

Shell tut es. Die AUA tut es. Disney und Netflix tun es. Ja, sogar der Vatikan tut es. Sie alle halten freiwillige CO2-Zertifikate, um ihre Klimabilanzen aufzupolieren – und grünere Produkte anpreisen zu können. Erst kürzlich hat Shell den ersten Tanker mit 70.000 Tonnen „CO2-neutralem“ Flüssiggas nach Taiwan verschifft. Damit der fossile Brennstoff als klimafreundlich durchgeht, hat der Konzern 190.000 Tonnen an CO2-Emissionen durch den Kauf von „Carbon Credits“ kompensiert. Das Geld ging an Organisationen, die etwa Bäume pflanzen, um so die Treibhausgase wieder aus der Atmosphäre zu holen. Das hilft dem Klima, beruhigt das Gewissen der Kunden und lässt sich bestens vermarkten. Alles in Butter also?

Eher nein. Seit Jahren wird der unreglementierte, freiwillige CO2-Handel regelmäßig von Skandalen heimgesucht. Vor wenigen Wochen platzte die bis dato größte Bombe: Eine gemeinsame Recherche von Source Material, „Guardian“ und „Zeit“ deckte auf, dass der Branchenprimus Verra Unmengen an CO2-Zertifikaten verkauft, die im Grunde nutzlos sind. Vor allem Programme, die die Abholzung bestehender Wälder verhindern, um CO2-Gutschriften zu generieren, hielten der Überprüfung der Universität Cambridge nicht stand. 94 Prozent der ausgestellten Carbon Credits hätten nicht genehmigt werden dürfen, so ihr Urteil. Sie waren entweder nutzlos, weil Wälder „geschützt“ wurden, die gar nicht gefährdet waren oder sogar kontraproduktiv, weil die so „geretteten“ Wälder trotzdem abgeholzt wurden. Verra weist die Anschuldigungen zurück, will aber dennoch die Qualitätsstandards nachschärfen.

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