Polen

Vorwürfe gegen Karol Wojtyła: Späterer Papst soll Missbrauchsfälle vertuscht haben

Archivbild von Papst Johannes Paul II. auf einem Bild aus dem Jahr 2002.
Archivbild von Papst Johannes Paul II. auf einem Bild aus dem Jahr 2002.APA/AFP/VINCENZO PINTO
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Eine polnische Zeitung berichtet, Karol Wojtyła habe - noch vor seiner Wahl zum Papst - einen Zeugen gebeten, die Vorwüfe „nirgends zu melden“. Er soll die betroffenen Priester dann versetzt haben - angeblich auch nach Österreich.

Der verstorbene Papst Johannes Paul II. soll einem polnischen Medienbericht zufolge vor seiner Papstwahl Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche Polens vertuscht haben. In seiner Zeit als Kardinal und Bischof von Krakau habe Karol Wojtyła von Pädophilie-Fällen gewusst, berichtete der Privatsender TVN am Sonntag unter Berufung auf Recherchen des Journalisten Marcin Gutowski. Wojtyła soll auf Versetzungen gesetzt haben, unter anderem auch nach Österreich.

Dem Bericht zufolge soll Wojtyła Priester seiner Diözese, über deren Taten er informiert war, in andere Gemeinden versetzt haben, um Skandale zu vermeiden. Einer der Priester sei von dem späteren Papst nach Österreich geschickt worden. Kardinal Wojtyła habe für ihn ein Empfehlungsschreiben an den damaligen Wiener Erzbischof Franz Kardinal König geschrieben, ohne ihn über die Vorwürfe gegen den Priester zu informieren.

Diözese Krakau verweigerte Zugang zu Archiven

Gutowski sprach für seine Recherchen mit Opfern pädophiler Priester, deren Angehörigen und ehemaligen Angestellten der Diözese. Er stützte sich auch auf Dokumente der ehemaligen kommunistischen Geheimpolizei SB und Dokumente der Kirche. Die Diözese Krakau habe ihm allerdings den Zugang zu ihren Archiven verweigert, sagte der Journalist.

Die katholische Kirche in Polen hatte sich bereits in der Vergangenheit geweigert, Dokumente herauszugeben - selbst an die Justiz oder an eine öffentliche Kommission, die Missbrauchsfälle untersuchte. Ein Zeuge, der anonym bleiben wollte, bestätigte, er habe Kardinal Wojtyła persönlich von pädophilen Handlungen eines Priesters im Jahr 1973 berichtet. "Wojtyła wollte zuerst sichergehen, dass es sich nicht um Bluff handelt", sagte der Zeuge. "Er sagte, er würde sich darum kümmern und bat, es nirgendwo zu melden."

Thomas Doyle, ein ehemaliger katholischer Priester aus den USA, nannte die Enthüllungen des Journalisten "revolutionär“. Sie zeigten, "was viele Menschen schon seit Jahren vermutet haben: dass Johannes Paul II. von diesem Problem wusste, bevor er Papst wurde", sagte der Experte für Kirchenrecht, der als einer der Ersten über Missbrauchsfälle durch katholische Geistliche in den USA berichtet hatte.

(APA/AFP)

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