Das Duo Teya & Salena tritt mit dem witzigen Lied „Who The Hell Is Edgar“ beim Song Contest in Liverpool an. Es zitiert alle möglichen stilistischen Manierismen – und verspottet die Maschinerie des Musikgeschäfts virtuos.
„Who the hell is . . .“ – „Alice?“, ergänzt das popmusikalisch trainierte Hirn. Könnte sein, dass in nächster Zeit viele die Phrase anders vervollständigen: auf „Who the hell is Edgar?“ So heißt nämlich das Stück, mit dem Österreich heuer beim Song Contest der Eurovision antritt. Und es ist ähnlich verschroben wie der Beginn dieses Artikels.
Frank Zappa hätte, zumindest an einem gütigen Tag, seine Freude gehabt mit dem Song von Teya & Salena. Noch mehr erinnert dieser an das Werk des extravaganten (und noch immer aktiven) US-Duos Sparks. Etwa wenn im Refrain ein pseudosakraler Chor psalmodiert: „Oh mio padre, there's a ghost in my body!“ Oder wenn sich bald darauf ein ostinater Bass festsetzt, ein gesungener nämlich: „Poe, Poe, Poe, Poe,...“ Um den geht es nämlich, um den US-Schriftsteller Edgar Allan Poe (1809–1849), bekannt für seinen virtuosen Umgang mit dem Grauen.Das Grauen manifestiert sich in vorliegendem Song vorwiegend musikalisch: Jeder Pophörer, der eine so spezifische wie tief sitzende Antipathie gegen einen stilistischen Manierismus hegt, wird hier bedient. Wer auf das Synthesizer-Gejaule früher Prog-Rock-Bands allergisch reagiert, hier ist es. Wer sich von übermäßig akzentuierten Technobeats an Schreckensnächte in Großraumdiscos erinnert fühlt, hier sind sie. Wer die Achtzigerjahre damit verbracht hat, vor betont lässig geslappten Basstönen zu fliehen, hier holen sie ihn ein. Nudelgitarre? Sowieso! Und auf die Schlüsselzeile „At least it pays to be funny“ folgt ein kommentierendes Ekelgeräusch...