Geldpolitik

Japanische Notenbank hält trotz Rekordinflation an lockerem Zinskurs fest

APA/AFP/YUICHI YAMAZAKI
  • Drucken

Der scheidende Notenbankchef Haruhiko Kuroda hat die sehr lockere geldpolitische Linie der Bank of Japan entscheidend mitgeprägt.

Gegen Ende der zehnjährigen Ägide von Notenbankchef Haruhiko Kuroda hat die Bank of Japan (BoJ) ihren ultralockeren Kurs beibehalten. Die Währungshüter entschieden am Freitag, dass es bei der umstrittenen Politik der Zinskurven-Steuerung bleibt. Dabei peilen sie Zielmarken von minus 0,1 Prozent für die kurzfristigen Zinsen und null Prozent für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen an.

Kuroda verteidigte diese Linie, die laut Kritikern die Marktliquidität aushöhlt und den unerwünschten Kursrückgang des Yen verstärkt. "Ich kann sagen, dass die Vorteile unserer geldpolitischen Lockerung die Nachteile bei weitem übertroffen haben", sagte der scheidende BoJ-Chef vor der Presse. Zugleich sei es zu früh, um über eine Abkehr von dem lockeren Kurs zu diskutieren.

Letzte Sitzung von Bankchef Kuroda

Kuroda wird den Staffelstab nach Ablauf seiner Amtszeit am 8. April an Nachfolger Kazua Ueda übergeben. Dieser zeigte sich offen für eine umfassende Überprüfung der geldpolitischen Leitplanken der BoJ. Zugleich ließ er jüngst durchblicken, dass eine Überarbeitung der von der Zentralbank betriebenen Zinskurvensteuerung (Yield Curve Control - YCC) wohl nicht unmittelbar nach seiner Amtsübernahme erfolgen werde. Doch sei es "sehr wahrscheinlich", dass diese Strategie enden werde, sagte Cosimo Marasciulo, Leiter des Bereichs Fixed Income Absolute Return bei dem größten europäischen Fondsmanager Amundi. Einen Zeitraum dafür nannte Marasciulo im Gespräch mit Reuters indes nicht.

Ueda werde wohl keinen abrupten Richtungswechsel einleiten, meint Ökonom Masamichi Adachi vom Broker UBS Securities. Wahrscheinlich werde er bis zu seinem zweiten Zinstreffen im Juni warten, um die Zinskurvensteuerung zu ändern: "Die BoJ wird wahrscheinlich ihr zehnjähriges Renditeziel für Anleihen aufgeben und gleichzeitig negative Zinssätze beibehalten, um Verzerrungen in der Zinskurve zu stoppen."

Kuroda hat die sehr lockere geldpolitische Linie der Notenbank entscheidend mitgeprägt. Seine Bilanz fällt indes gemischt aus: Die massiven Stimulierungsmaßnahmen trugen mit dazu bei, dass die Wirtschaft aus der Deflationsspirale von fallenden Löhnen und Preisen herauskam. Doch auch aktuell ist die Konjunktur eher schwach. Zugleich belastete die laxe Geldpolitik aber auch die Gewinne der Banken und verzerrte die Funktion der Märkte durch die anhaltend niedrigen Zinssätze.

Inflation auf 41-Jahres-Hoch gestiegen

Mittlerweile hat sich auch in Japan Preisdruck aufgebaut. Die Inflation erreichte zuletzt mit 4,2 Prozent ein 41-Jahres-Hoch. Doch Kuroda geht davon aus, dass die Rate gegen Ende des bis Frühjahr 2024 laufenden Fiskaljahres wieder unter die angestrebte Rate von zwei Prozent fallen wird. Erst danach werde die Inflation wieder anziehen.

Die Regierung drängt mit Blick auf die im Frühjahr anstehenden Tarifrunden auf Lohnerhöhungen, damit der Privatkonsum in Zeiten hoher Inflation Fahrt aufnehmen kann. Die größte Gewerkschaftsgruppe "Zensen" hat bereits mit den Arbeitgebern frühzeitig Vereinbarungen über kräftige Lohnerhöhungen getroffen und damit ein erstes Rufzeichen gesetzt. Kuroda sprach mit Blick auf diesen Abschluss von positiven Zeichen.

"Die Inflation im Land der aufgehenden Sonne notiert momentan zwar oberhalb der Zielgröße der Notenbank, die fast schon chronische Angst der Offiziellen der Bank of Japan vor einer Rückkehr der Deflation lässt dieses Faktum aber noch nicht zu einem Problem werden", meint NordLB-Analyst Tobias Basse. Erst wenn beim Blick auf die relevanten Daten wirklich sehr klar gesehen werden sollte, dass deflationäre Tendenzen keine Bedrohung mehr darstellten, dürfte in der BoJ auch über eine Anhebung des Leitzinses diskutiert werden: "Damit ist im Jahr 2023 aber wohl eher nicht mehr zu rechnen."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.