In Ann Cottens neuem Buch „Die Anleitungen der Vorfahren“ zieht eine Philosophin nach Hawaii.
Warum Hawai‘i? Nicht weil im Pass der Mutter als Geburtsort Honolulu steht. Oder weil dort das Ost-West-Zentrum für Vergleichende Philosophie ist. Sier hat eine Stimme gelesen, deren Ton sier vertraut.“ Ann Cotten war also in Hawai‘i, mitgebracht hat sie eine oder einen „Erzählerni“ mit unklarem Geschlecht oder besser mit allen Geschlechtern. Cotten verwendet nämlich das polnische Gendering, bei dem „alle für alle Geschlechter benötigten Buchstaben in gefälliger Reihenfolge ans Wortende“ platziert werden. „Mit dieser Maßnahme sollte deutlich sein, dass es bei allen Arten von Gendering nicht um Korrektur, sondern um das Aufzeigen von Missständen geht.“
Dieser Erzählerni nun entzieht sich jeder anbiedernden Aneignung durch dier Leserni, es wird eine interessante Distanz generiert. Gleichzeitig kann man zwischen den Geschlechtern switchen, sich einmal einen Er oder eine Sie denken oder eine nichtbinäre Person – dadurch verändern sich die Interpretationsansätze und auch entstehende Emotionen.
Ann-Cotten-Lesernnnie sind darin schon geschult, sie können sich also ganz auf „Die Anleitungen der Vorfahren“ konzentrieren, die man möglicherweise in Hawai‘i finden kann. Zuallererst muss aber einmal das Grüßen gelernt werden, mit den korrekten Formeln und der richtigen („charmanten“) Gestik, damit man Teil eines kollektiven Sprachkörpers werden kann. Das lernt sier auf der Uni. Dann kann man langsam übergehen zu alltäglichen Verrichtungen, die hier wichtig sind, nämlich dem Entfernen respektive Ausrupfen von invasiven Pflanzen oder dem Einsammeln von Müll, der in der Natur liegt. Tägliches Busfahren über den Pali-Pass und „stundenlanges Warten auf den Bus“ gehören dazu.