Formel 1

Alonso und Aston Martin, eine Erfolgsgeschichte mit Ablaufdatum

APA/AFP/ANDREJ ISAKOVIC
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Die Harmonie beim erstarkten Rennstall ist trügerisch: Der 41-jährige Alonso ist nach wie vor schwer auszurechnen und die Konstellation mit Teambesitzer Lawrence Stroll und dessen Sohn birgt Zündstoff.

Dschidda. In Saudiarabien droht dasselbe Spiel: Red Bull hat auch beim zweiten Grand Prix des Jahres den Sieg in eigener Hand, Ferrari nimmt sich wieder selbst aus dem Spiel, weil Charles Leclerc nach einem Elektronik-Tausch in der Startaufstellung um zehn Plätze zurückversetzt wird, und Mercedes ist im Krisenmodus weiterhin mit sich selbst beschäftigt.

Bleibt als Red-Bull-Herausforderer also nur noch Aston Martin mit dem 41-jährigen Fernando Alonso, der beim Saisonauftakt in Bahrain schon mit Platz drei aufzeigte und dort 20 Jahre nach seiner Podestpremiere in einem Formel-1-Rennen (Malaysia 2003 im Renault) zum insgesamt 99. Mal aufs Stockerl fuhr. „Was wir in Bahrain auf die Strecke gebracht haben, ist ein Basismodell. Ich weiß, welche Entwicklungen noch kommen, und das stimmt mich sehr zuversichtlich“, erklärte der Spanier nun in Dschidda (Qualifying Samstag, Rennen Sonntag, je 18 Uhr MESZ, live, Sky, ORF 1).

Ausgerüstet mit eingekauftem Ingenieurs-Know-how von Mercedes und Red Bull hat Aston Martin unter den zehn Teams den größten Schritt nach vorn gemacht. „Du kannst die Energie im Team spüren“, berichtet Alonso und lobt auch Kollege Lance Stroll, 24, in Bahrain trotz Handgelenksverletzung immerhin Sechster.

Wie lange schaut Stroll sen. zu?

Doch die Idylle in der Box scheint trügerisch. Die Konstellation mit Teambesitzer Lawrence Stroll, dessen Sohn im einen und Altmeister Alonso im anderen Cockpit birgt Zündstoff. Einerseits muss Stroll, für seine Kritiker seit jeher nicht mehr als ein Protegé des Vaters, mit dem konkurrenzfähigen Aston Martin sein wahres Können zeigen. Andererseits stellt sich die Frage, wie lang der milliardenschwere Eigentümer zusieht, wenn Alonso seinem Junior um die Ohren fährt.

Besonders gefordert ist Teamchef Mike Krack. Die Beinahekollision seiner beiden Piloten nach dem Bahrain-Start, die im Jubel über Alonsos Podestplatz ein wenig untergegangen war, kommentierte der Luxemburger so: „Dass ich so etwas nicht gern sehe, ist klar.“ Wie Alonso teamintern darauf reagiert hat, dass ihm der junge Kollege ins Heck gefahren ist, ist nicht überliefert.

(c) Getty Images (Clive Mason)

Wirkliche Harmonie aber herrschte mit dem zweifachen Weltmeister (2005, 2006) zuletzt in keinem Rennstall. Von Ferrari trennte er sich im Zwist, in den darauffolgenden schwierigen Jahren bei McLaren sparte er nicht mit öffentlicher Kritik an Auto und Motor. Und als er nach zweijähriger Formel-1-Absenz, die er sich mit Le Mans, Indy 500 und Rallye Dakar vertrieben hatte, im Alpine zurückkehrte, sorgte Alonso vor allem mit seinem plötzlichen und frühzeitig verkündeten Abgang zu Aston Martin für Schlagzeilen.

Ein bemerkenswerter Schachzug im Nachhinein, schließlich steht Alonso mit 41 Jahren plötzlich wieder im Rampenlicht. Doch bei all seinen Qualitäten, der jüngste seiner 32 Grand-Prix-Siege liegt inzwischen zehn Jahre zurück (2013 mit Ferrari in Barcelona). Und auch heuer müsste die Konkurrenz, allen voran Red Bull, aber auch Ferrari, für einen weiteren Erfolg gehörig mithelfen.

(joe)

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