Reisekonzern

TUI wird den Staat bald los

Die vierte Kapitalerhöhung soll 1,8 Mrd. Euro einbringen. Der Bund gewinnt 600 Millionen.

Frankfurt. Der Reisekonzern TUI geht mit einer milliardenschweren Kapitalerhöhung den letzten Schritt zur Rückzahlung der Staatshilfen aus der Coronakrise. Das Unternehmen will in den nächsten drei Wochen 1,8 Milliarden Euro frisches Kapital bei seinen Aktionären einsammeln, wie TUI gestern mitteilte. Als der Tourismus wegen der Coronabeschränkungen im Frühjahr 2020 zusammenbrach, stützte der deutsche Staat TUI mit 4,3 Mrd. Euro, um eine Pleite zu verhindern: 1,3 Mrd. Euro davon waren stille Einlagen und drei Milliarden Euro KFW-Kredite. Inzwischen hat sich das Reisegeschäft kräftig erholt. Dem Bund winkt aus der Rettungsaktion nach Berechnungen von Reuters ein Gewinn von mindestens 600 Millionen Euro.

„Die TUI verfügt damit wieder über eine gute Bilanzstruktur, und wir setzen alles daran, die Ertragskraft des Konzerns weiter zu verbessern“, sagte TUI-Chef Sebastian Ebel. „Die Buchungsentwicklung ist weiterhin sehr ermutigend.“ Er hatte im Dezember mit dem Bund vereinbart, die Staatshilfen spätestens bis Ende 2023 zurückzuzahlen. „Alles in allem ein sinnvoller Schritt“, sagte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robo-Markets. „Sollten mit den nächsten Quartalsergebnissen nun wieder Gewinne ausgewiesen werden, könnte auch TUI die schwere Pandemiezeit endgültig abhaken.“

Mordaschow ausgeschlossen

Es ist bereits die vierte Kapitalerhöhung von TUI, die der Rückzahlung der Coronahilfen dient – und die bei Weitem größte. Gelingt sie, wird TUI fast vier Milliarden Euro frisches Kapital von seinen Aktionären bekommen haben. Die Anteilseigner können bis zum 17. April für je drei Aktien acht neue zum Preis von 5,55 Euro kaufen – insgesamt stehen 328,9 Millionen Papiere zum Verkauf. Der Ausgabepreis liegt bei gut einem Drittel des TUI-Schlusskurses vom Donnerstag von 16,00 Euro und knapp 40 Prozent unter dem um die Effekte der Kapitalerhöhung bereinigten Kurs (Terp). Am Freitag rasselte die Aktie anfänglich talwärts, erholte sich dann aber und lag am Nachmittag mit zwei Prozent im Minus.

TUI-Großaktionär Alexej Mordaschow kann allerdings nicht mitziehen, weil der russische Stahlmagnat westlichen Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs unterliegt. Seine 30,9 Prozent dürften damit deutlich verwässert werden. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2023)

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