Morgenglosse

Das unerschöpfliche Arbeitskräftereservoir im Ausland ist ein Mythos

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RECORD DATE NOT STATED A gray scale shot of the shadows of people stretched on the sidewalk *** einer gra(c) IMAGO/ingimage (via imago-images.de)
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Ohne die Zuwanderung von jungen, arbeitswilligen Menschen würden in Österreich noch mehr Fachkräfte fehlen. Nun zeigt ein Weltbank-Bericht jedoch: auch diese Quelle für Arbeitskräfte wird einmal erschöpfen.

Qualifizierte und motivierte Mitarbeiter zu finden ist derzeit die wohl schwierigste Aufgabe für heimische Unternehmen. Nicht nur, dass die Jahre der Corona-Pandemie bei vielen Menschen die Einstellung zur Arbeit verändert haben, vor allem jedoch macht sich die demografische Entwicklung immer stärker bemerkbar. Bestanden die Jahrgänge, die in den kommenden Jahren in die Pension gehen werden hierzulande in der Regel aus rund 140.000 Menschen, so sind jene, die von unten in den Arbeitsmarkt nachrücken, mit etwa 90.000 Personen wesentlich kleiner.

Bisher wurde dieses Problem über Zuwanderung kompensiert. Vor allem die Länder Ostmitteleuropas sorgten in den vergangenen 15 Jahren für einen steten Zuzug von oft gut ausgebildeten und verhältnismäßig leicht integrierbaren Arbeitnehmern. Ohne diese wäre der aktuelle Fachkräftemangel bereits um ein Vielfaches schlimmer, als er derzeit ist.

Doch inzwischen leiden die östlichen EU-Mitgliedsstaaten bereits selbst unter einer starken Überalterung, die durch den Braindrain der jungen, gut Ausgebildeten noch verschärft wird. Die Kombination mit extrem niedriger Arbeitslosigkeit und dadurch steigenden Löhnen in den Herkunftsländern führt dazu, dass Menschen aus Ländern wie Tschechien oder der Slowakei schon länger nicht mehr ihr Heil im Ausland suchen. Eine Entwicklung, die es mittelfristig auch in Polen oder Rumänien geben wird.

Dann müsse Österreich halt weiter entfernt suchen, so eine gängie Antwort auf dieses Problem. Doch diese hat zwei Haken. Erstens steht die Republik, wenn es etwa um Hochgebildete aus Asien geht, mit anderen Weltregionen in Konkurrenz, die mitunter ein besseres Gesamtpaket aus Sprache, Bürokratie und Willkommenskultur bieten können. Und zweitens beginnt auch in diesen Ländern die Überalterung zunehmend zu einem Thema zu werden, so eine aktuelle Studie der Weltbank. Demnach sorgt die demografische Entwicklung inzwischen auch in verschiedensten Entwicklungs- und Schwellenländern zu einem geringeren Wirtschaftswachstum.

Es scheint also, dass wir uns bei unserer Problematik aus zu wenig Kindern und zu frühem Pensionsantritt nicht auf andere Länder verlassen können. Dafür werden wir schon eigene Lösungen finden müssen.

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