KI-Bilder

Modelt Angela Merkel bald für Jil Sander?

Die neue Generation KI-generierter Bilder lässt Macron zum Müllmann werden und den Papst im Daunenlook posieren. Ist das nur bedrohlich hinsichtlich kursierender Falschinformationen, oder auch eine Chance für digitale Selbstermächtigung?

Das Bild hat schnell die Runde gemacht: Franziskus im Oversized-Daunenmantel, dazu ein kesses Silberkreuz, wie er den Papstlook rockt. Offenbar aus einer Reddit-Diskussionsgruppe verbreitete sich das Bild in Windeseile im Internet. Allein, es handelte sich nicht um eine Kooperation des Vatikan mit der Modemarke Moncler, sondern um eine KI-generierte Pose.

Experten raten ja, man möge etwa auf die Hände achten (die klauenähnliche Rechte des Papstes), auf feine Details (ein Mangagesicht auf dem Kreuz statt des Hauptes Jesu?) oder am besten gleich auf die Sinnhaftigkeit. Denn der Papst in dieser hippen Aufmachung, das ist im Grunde so unplausibel wie Emmanuel Macron als Müllmann im bestreikten Paris, Donald Trump im Tumult einer versuchten Verhaftung oder Elon Musk und die Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez, die Hand in Hand spazieren gehen.

User, die sich aus dem Netz verabschieden

Auf der anderen Seite experimentiert die Jeansmarke Levi's gerade mit KI-Models im Sinne der Body-Positivity, um die Kollektion im Onlineshop vorzuführen. Prompt fragten sich manche – wohl zu Recht –, warum man nicht lieber Menschen mit unterschiedlichen Körpern für so etwas castet. Der Fantasie scheinen kaum mehr Grenzen gesetzt (weil: künstlich), und abgesehen von zu wahrenden Persönlichkeitsrechten: Angela Merkel als Testimonial in einer KI-Kampagne von Jil Sander, Prada oder Chanel – das ließe sich in Windeseile visualisieren, dank Anwendungen, die von Generation zu Generation mit immer kürzerer Halbwertszeit besser werden.

Was wohl ein nun von manchen geforderter Aufschub von ein paar Monaten in der Entwicklung neuer KI-Generationen bringen würde, wo doch die Menschheit vorhat, noch etwas länger die Erde in Fleisch und Blut zu besiedeln? Mittelfristig werden sich wohl viele von den in sozialen Medien oder auf offener See des WWW herumschwimmenden Bildern, Videos, Audioaufnahmen und Texten abwenden, wenn zwischen dem Skurrilen, dem Bemerkenswerten und dem von einer KI frei Erfundenem gar nicht mehr zu unterscheiden ist.

Ermächtigung und Ermündigung der Userinnen und User, der zunehmende Verzicht auf digital verfügbare Informationen, ist das also die Zukunft? Und am Ende gar die alternativlose Hinwendung zu etablierten Medien, solang sie die Erwartung erfüllen, dass dort niemand auf KI-Deep-Fakes hineinfällt. Auch wenn eine Merkel als Jil-Sander-Model allemal eine Headline wert wäre.

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