Drogen

Härterer Kampf gegen Suchtmittel: EU gründet eigene Drogenagentur

Besonders der Kokainkonsum stieg in den letzten Jahren stark.

Wien/Brüssel. Kokain ist nach Cannabis die am zweithäufigsten konsumierte Droge in der EU – und die Tendenz ist steigend, denn längst ist das „weiße Pulver“ nicht mehr nur die Partydroge der Schönen und Reichen, sondern in der breiten Bevölkerung angekommen. Laut einem Bericht von Europol hatte der Markt für Kokain in der EU 2020 einen Wert von mindestens 10,5 Milliarden Euro. Schätzungsweise 14 Millionen europäische Erwachsene im Alter von 15 bis 65 Jahren haben die Droge, die geschnupft oder als Crack geraucht wird, demnach bereits ausprobiert. Das meiste Kokain wird in Belgien, den Niederlanden und Spanien beschlagnahmt – in den drei Ländern wird die Droge nach ihrer Herstellung in lateinamerikanischen Ländern wie Kolumbien, Bolivien oder Peru hauptsächlich weiterverarbeitet. 2021 wurden im Hafen von Rotterdam 70 Tonnen der Droge sichergestellt – um 74 Prozent mehr als im Jahr davor.

Die EU will nun mit einer eigenen Drogenagentur entschiedener gegen den wachsenden Drogenkonsum vorgehen und den Kampf gegen illegale Suchtmittel wie Kokain verstärken. Ziel sei es, effizienter auf neue Gesundheits- und Sicherheitsherausforderungen durch illegale Drogen zu reagieren, teilte die schwedische EU-Ratspräsidentschaft in dieser Woche mit.

Neue Schwerpunkte im Drogenkampf

Konkret sieht das Konzept vor, das Mandat der bisherigen Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) mit Sitz in Lissabon deutlich auszuweiten und sie in „Drogenagentur der Europäischen Union“ umzubenennen. Insbesondere sollen künftig stärker die Probleme im Zusammenhang mit Drogenmärkten und dem Drogenangebot in den Blick genommen werden. Die Schwerpunkt würde damit nicht mehr wie früher einseitig auf der Gesundheitsproblematik liegen.

Künftig könnte die neue Agentur so zum Beispiel auch eine Rolle bei der Überwachung des Handels mit Drogenausgangsstoffen spielen. Zudem soll sie über ein neues System Warnmeldungen abgeben können. Nach Zahlen aus dem jüngsten Drogenbericht starben 2020 in der EU 5796 Menschen durch eine Überdosis oder an den Folgen ihres Drogenkonsums. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2023)

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