Literatur

Auf den Spuren des "rasenden Reporters" Egon Erwin Kisch

Egon Erwin Kisch (1885 bis 1948) im Jahr 1932
Egon Erwin Kisch (1885 bis 1948) im Jahr 1932Imago
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Christian Buckards Biografie des „rasenden Reporters“ Egon Erwin Kisch liest sich unterhaltsam und informativ.

Betrachtet man das Leben Egon Erwin Kischs von seinem Ende her – er starb vor einem Dreivierteljahrhundert, am 31. März 1948 –, dann war von der einstigen Atemlosigkeit des „rasenden Reporters“ nur mehr die Kurzatmigkeit eines vor der Zeit gealterten Mannes von 62 Jahren übrig.

Obwohl er als KP-Mitglied gerne nach der Maxime verfahren war, Stalin für sich denken zu lassen und „für mein Parteibuch“ auch Freunde „anzugeben“, sprich: wie beim Schriftsteller Gustav Regler diese skrupellos zu verleumden, sollte er als „Westemigrant“ und wegen mancher „Anfälle von Humanität“ selbst ins Visier der Apparatschiks geraten. Auch sein Judentum trug dazu bei, ihn posthum als Renegat abzustempeln. So gab es keinen „Kaddisch für Kisch“, die KP verweigerte ihm das Grab auf dem Jüdischen Friedhof Prag. Obendrein soll der Stalinist Otto Katz letzte Worte für Kisch erfunden haben: „Was macht Gottwald?“ Nun, der tschechische Diktator Klement Gottwald ließ bis zu seinem Ableben 1953 nach Gutdünken politische Rivalen beseitigen, etwa auch den Erfinder von Kischs angeblicher finaler Frage, der im Schauprozess gegen Rudolf Slánský zum Tode verurteilt wurde. Wie es Kisch wohl ergangen wäre, hätte er da noch gelebt? Seinen Ausweis der tschechischen KP hatten sowohl Gottwald als auch Slánský unterzeichnet.

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