Musiktheater

Die „Meistersinger“ in Linz: Wagner verspielt

Reinhard Winkler
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Paul-Georg Dittrich inszeniert Wagners „Meistersinger“ etwas abstrus als Spielzeugkisten- und Flipperautomatentraum, kommt aber doch zu einem Punkt. Musikalisch gelingt unter Markus Poschner mit einem guten Ensemble erneut ein unbedingt hörenswerter Abend.

„Könnt’s einem Witwer nicht gelingen?“, singt Eva leichthin. Sie meint den Sieg in jenem Wettsingen, bei dem ihr Vater sie als Heiratspreis ausgelobt hat. Will die gewitzte Braut Hans Sachs mit Kalkül schmeicheln? Oder ist es das augenzwinkernde Gedankenspiel mit einem Plan B, falls ihr Schwarm Stolzing abgelehnt werden sollte? Dann doch lieber Sachs, den netten Witwer, als den grässlichen Beckmesser! In Linz hält sich Eva allerdings nicht mit koketten Andeutungen auf: Sie geht gleich auf Tuchfühlung mit Sachs, verschränkt ihre Finger mit den seinen, seine andere Hand landet auf ihrem Hintern, und zum Knutschen fehlt nicht viel...

Ja, so „subtil“ ist diese Inszenierung der „Meistersinger von Nürnberg“ durch Paul-Georg Dittrich eben, mit der das vor zehn Jahren eröffnete Musiktheater am Volksgarten seine Jubiläumssaison wagemutig aufputzt. Und doch: Dass der letzte der drei szenisch höchst unterschiedlichen Akte das Ruder dann in einem kühnen Manöver noch herumreißen und der Abend eine klare Gesamtaussage treffen würde, das konnte man über weite Strecken kaum ahnen: merkwürd’ger Fall.

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