Parfumkolumne

Riechstoff: Kantige Olivenhaine

„Eau des jardins“ von Clarins (100 ml um 53 Euro), „Un jardin à Cythère“ von Hermès (50 ml um 91  Euro), „Mediterranean Peach 15“ von Krigler (50 ml um 440 Euro).
„Eau des jardins“ von Clarins (100 ml um 53 Euro), „Un jardin à Cythère“ von Hermès (50 ml um 91 Euro), „Mediterranean Peach 15“ von Krigler (50 ml um 440 Euro). Beigestellt
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Hermès-Hausparfumeurin Christine Nagel schwelgt unverdrossen in Griechenland-Fantasien, Clarins macht gute Laune mit Obstigem, und ein kantiger Pfirsich kommt aus dem Hause Krigler.

Was sich zugetragen haben soll, als der Duft „Jour d’Hermès“ von Jean-Claude Ellena bei einem geplanten ­Sonnenaufgang-in-Delphi-Event lanciert wurde, ist unter Beautyjournalist(inn)en legendär: Manche Nacherzählungen beinhalteten wenig Sonne, dafür Regen zu nachtschlafender Zeit und einen Kleinbus mit Motorpanne (der Autor dieser Zeilen war verhindert). Christine Nagel, nach Ellena Hermès-Hausparfumeurin, schwelgt nun ihrerseits unverdrossen in Griechenland-Fantasien (auch sie war ja damals nicht dabei). Sie jedoch inspirierte die Insel Kythira zu einem Beitrag zur „Jardins“-­Kollektion: Sonnenlicht und Olivenhaine, übersetzt in herbe Zitrus- und grüne Noten – die Komposition fügt sich gut in Nagels etwas kantigere Duftwelt ein.

Dank einer Konsumentinnenbefragung kann indessen das Maison Clarins verkünden, dass sich 82 Prozent der Frauen zwei Wochen nach Beginn der Anwendung des Aromatherapiedufts „Eau des jardins“ glücklicher fühlen: „Nachweislich mehr Begeisterung“ behauptet man, und das dank Noten von Grapefruit, Orange und Zitrone, kombiniert mit Minze und Lorbeer – man sollte wohl öfter einen Tropfen von Obstsalatmarinade auf das Handgelenk träufeln. Oder eben diesen lieblichen Duft erstehen.

Locker mithalten in puncto Fruchtfaktor kann „Mediterranean Peach 15“ von Krigler: Ursprünglich 1915 von Markengründer Albert Krigler geschaffen, hat Ben Krigler die Komposition nun überarbeitet und für die Gegenwart fit gemacht. Besonders der Fougère-Akkord zu Beginn macht das Ergebnis angenehm herb und vermeidet eine Pfirsich-Melba-Wolke. Bestens geeignet für alle, die sich nach „Bitter Peach“ von Tom Ford nach einem Verwandten mit eigener Identität umsehen.

("Die Presse Schaufenster" vom 20.01.2023)

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