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Musikkritik: Respekt vor der Respektlosigkeit

Wagner vor dem „Kritikerpapst“ Eduard Hanslick – legendärer Schattenriss von Otto Böhler (1847–1913).
Wagner vor dem „Kritikerpapst“ Eduard Hanslick – legendärer Schattenriss von Otto Böhler (1847–1913). Getty Images
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Erstaunlich oft haben früher Kritiker auch jene Opern und Konzerte schlecht rezensiert, die heute als Meisterwerke gelten. Thomas Leibnitz hat in „Verrisse“ aber nicht nur dafür Belege gesammelt – und er zieht bemerkenswerte Schlüsse.

Georg Kreisler, natürlich. Wo immer man als Musikkritiker vorgestellt wird, konfrontiert einen das Gegenüber mit dessen legendärer Kabarettnummer. Die bringt aber auch wirklich das Image dieser, zugegeben, ungewöhnlichen Profession auf den Punkt. Griffiger jedenfalls als jede musikwissenschaftliche Abhandlung, die ja doch trocken, akademisch vom Wesen der Musikkritik etwa so viel erfasst wie eine Publizistik-Seminararbeit von der journalistischen Praxis.

Bis gestern zumindest. Nun hat aber der ehemalige Leiter der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek Thomas Leibnitz ein Buch vorgelegt, dessen Titel bereits verrät, dass die Gattung Musikkritik hier endlich auch durch die Brille des Feuilletonismus betrachtet werden soll: „Verrisse“ heißen die Gedanken über „Respektloses zu großer Musik von Beethoven bis Schönberg“. Gedanken eines renommierten Musikologen, der bei aller wissenschaftlichen Basis offenbar auch leidenschaftlicher Zeitungsleser ist und weiß: Jeder griffig formulierte Text braucht auch eine Überschrift, die den Leser neugierig macht.

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