Dangerous dirt road., 22.10.2009 08:37:09, Copyright: xiofotox Panthermedia02424907
Schriftkultur

„So sad!!!“ Warum ist das Rufzeichen derart in Verruf geraten?

Das Ausrufezeichen ist durch seinen inflationären Gebrauch in Misskredit geraten. Dabei verdanken wir ihm so viel. Das zeigt Florence Hazrat in ihrem charmanten Büchlein „An Admirable Point“.

Auf den Punkt war man längst gekommen. Auch Beistrich und Doppelpunkt hatten sich bewährt, über fast tausend Jahre. Aber da muss jetzt mehr Emotion rein, forderte Iacopo Alpoleio da Urbisaglia Mitte des 14. Jahrhunderts. Man wolle doch „ausrufende und bewundernde“ Sätze mit Emphase lesen, argumentierte der italienische Poet in „Die Kunst der Interpunktion“. Er schlug vor, diese Sätze mit einem Beistrich samt Punkt darunter zu beenden, einem invertierten Semikolon, wie ein Ohr mit Ohrring. 1399 rückte ein Florentiner Anwalt die schiefe Glyphe zurecht, zum streng vertikalen Strich mit Kügelchen darunter. Auf dieses Zeichen hat sich die Menschheit seither konditioniert: Seine Ansicht lässt uns rascher denken und strenger urteilen, wie Studien belegen. Es ruft: Alarm! Reg dich auf! Lass die Gefühle raus! Und es hilft uns, lesend zu erahnen, ob ein „Danke.“ nur der Etikette gehorcht oder als „Danke!“ von Herzen kommt.

Praktisch, ja unverzichtbar, möchte man meinen. Aber so manche Meister des Schreibens haben sich dagegen verwahrt. Ein Ausrufezeichen zu setzen, das sei so, „wie über die eigenen Witze zu lachen“, lästerte F. Scott Fitzgerald. Henry Miller, der Pionier der erotischen Literatur, warnte seine Kollegen: „Haltet eure Rufzeichen unter Kontrolle!“ Wer solche Kontrolle vermissen lässt, „verrät, dass er ungebildet ist“, rügte eine englische Sprachfibel von 1906. Erst vor sieben Jahren wies das britische Unterrichtsministerium Lehrer an, den ausufernden Gebrauch von Rufzeichen mit schlechteren Noten zu bestrafen. „Wie blöd!“, „Was für ein Unsinn!“, erregten sich darob viele Briten – und auf eben solche Wie- und Was-Sätze wollten die Ministerialbeamten die Verwendung des verfemten Zeichens restringiert wissen. Warum ist es derart in Verruf geraten? Das erklärt uns Florence Hazrat in ihrem charmanten Büchlein „An Admirable Point“, das jüngst erschienen ist und 2024 auch auf Deutsch herauskommen soll.

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