Die Ich-Pleite

Das Home-Office zu Hause lassen

Carolina Frank
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Home-Office in der einsamen Strandbar? Wer das Home-Office zu Hause lässt, spart sich vor allem Zeit.

Der größte Vorteil vom Home-Office ist, dass man es überallhin mitnehmen kann. Das ist gleichzeitig auch sein größter Nachteil, sagen viele. Aber das sind Leute, die noch nie in einer einsamen Strandbar am Mittelmeer gesessen und dem Chef „Schöne Grüße nach Wien!“ (hehe!) geschickt haben. Sicher, das birgt die Gefahr, dass der Chef „schöne Grüße“ zurückschickt. Und dazu: „Bis morgen brauche ich den neuen Text.“ Aber das macht nichts. Denn ich sitze im Büro mit der schönsten Aussicht!

Vor dem Wegfahren drucke ich für alle Fälle noch ein paar Unterlagen aus. Dafür muss ich noch schnell den neuen Drucker installieren. Heute ist das ja alles trottelsicher. Das Programm gibt jeden Schritt vor, man muss nur von Zeit zu Zeit auf „weiter“ klicken. Das dauert keine drei Minuten. Außer wenn das gespeicherte Passwort plötzlich „ungültig“ ist. Das versteht man zwar nicht. Aber man muss es auch nicht verstehen. Man muss nur ein neues Passwort bestellen. Und schon ist die Sache erledigt. Oder auch nicht. Ruhig durchatmen und alles noch einmal wiederholen. Und dann das Wieder­holen wiederholen. Drei Stunden verloren. Jetzt noch die Word-Dateien auf das Tablet-Textprogramm laden. Das war noch nie ein Problem! Aber es gibt für alles ein erstes Mal. Schuld ist sicher das letzte Update. Auf dem Bildschirm erscheint kurz der Geist des verstorbenen Steve Jobs. Er zeigt mir die Zunge.

Bestimmt finde ich gleich eine Lösung! Einfach Frage in die Suchmaschine eingeben. 35 vergebliche Versuche. Vier Stunden verloren. Word für iPad installieren. Yes! Aber „dafür brauchen Sie eine funktionierende WLAN-Verbindung“, sagt jemand mit der Stimme von Bill Gates. Noch einmal tief durchatmen und Home-Office zu Hause lassen. ­
91 Stunden gewonnen. 

("Die Presse Schaufenster" vom 21.04.23)

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