1927 - 2023

Musiker und Bürgerrechtler Harry Belafonte gestorben

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1/ Konzert 93: Harry Belafonte, S�nger, voc, Musiker, Musik, Pop, Mikrophon, Mikro, TV-Aufzeichnung im ZDF, Fernsehen, S(c) imago images/BRIGANI-ART (BRIGANI-ART/HEINRICH via www.ima)
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Mit dem "Banana Boat Song“ wurde Harry Belafonte berühmt, einem scheinbar harmlosen Lied, das von Sklaverei handelt. Der Musiker spielte in zahlreichen Filmen mit und kämpfte an der Seite von Martin Luther King Jr.

Der Musiker, Schauspieler und Aktivist Harry Belafonte ist im Alter von 96 Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf die "New York Times" am Dienstagnachmittag. Mehr als 100 Millionen Platten mit Songs wie "Island in the Sun", "Matilda" und "Jump in the Line" verkaufte Belafonte, spielte in mehr als 40 Filmen mit und engagierte sich immer auch politisch.

Seine Lebensgeschichte ist die Geschichte Amerikas im 20. Jahrhundert. Geboren wurde er 1927 in New York als Sohn eines Schiffskochs aus Martinique und einer Hilfsarbeiterin aus Jamaika. Einen großen Teil seiner Jugend verbrachte er in der jamaikanischen Heimat seiner Mutter. Im Zweiten Weltkrieg diente er in der US-Marine und besucht danach in New York die legendäre Schauspielschule des emigrierten deutschen Regisseurs Erwin Piscator mit Kollegen wie Tony Curtis und Marlon Brando.

>>> Nachruf: Harry Belafonte: Ein "Day-O" gegen Rassismus

Die Welt erfreute sich an seinen Liedern und Filmen, tanzte zu seinem Calypso. Dabei war Harry Belafonte auch Kämpfer, Aktivist, Bürgerrechtler. Nun ist der Star mit 96 verstorben.

Gerne wäre er der "erste schwarze Hamlet" geworden, wie er einmal in einem Interview sagte. Stattdessen wurde es Hollywood mit Filmen wie "Bright Road" (1953) und Otto Premingers "Carmen Jones" (1954).

Belafonte: "Schwarze Kunst war immer verschlüsselt"

Doch dann kam ein eingängier Song mit zwei lang gezogenen Silben: "Daaaay-Ooo" sang er zum Auftakt des Calypso-Hits "Banana Boat Song". Hinter der heiteren Urlaubsmusik steckt ein Aufschrei gegen Sklaverei. "So haben meine Vorfahren eben ihren Protest verpackt. Schwarze Kunst war immer verschlüsselt", sagt Belafonte. Abseits der Musik verschlüsselt er seine politische Haltung nicht. An der Seite von Martin Luther King Jr. kämpfte er für schwarze Bürgerrechte in den USA und mit Nelson Mandela gegen die Apartheid in Südafrika.

Nachdem er 1984 einen Nachrichtenbericht über die Hungersnot in Äthiopien gesehen hatte, übernahm er die Initiative, die zur Aufnahme des Fundraising-Songs "We Are the World" führte. Auf dem Welthit sang er u.a. zusammen mit Bruce Springsteen, Bob Dylan, Michael Jackson oder Ray Charles.

Er übte offen Kritik an Präsidenten wie George W. Bush, Barack Obama und Donald Trump, oder auch an seinen Musikkollegen, denen er vorwarf, sich nicht mehr um ihre "gesellschaftlichen Pflichten" zu kümmern.

In seiner 2012 erschienenen Autobiografie "My Song" sprach Belafonte auch von seinen dunklen Seiten, von seiner Spielsucht und Untreue beispielsweise. Zwei Ehen zerbrachen, in dritter Ehe war der Vater von vier Kindern seit 2008 mit der Fotografin Pamela Frank verheiratet.

Engagement, Ehrungen und Hits

Belafonte wurde im New Yorker Stadtteil Harlem geboren, aber seine Mutter brachte ihn in jungen Jahren für einige Jahre in ihre jamaikanische Heimat, bevor er nach New York zurückkehrte.

Belafontes 1956 veröffentlichtes "Calypso" war das erste Langspiel-Album überhaupt, das sich mehr als eine Million Mal verkaufte.

Er erhielt 1954 einen Tony Award für seine Rolle in Broadways "Almanac" und war der erste schwarze Schauspieler, der 1959 einen Emmy für ein TV-Varieté-Special gewann.

Außerdem bekam er drei Grammys, darunter einen für sein Lebenswerk.

Obwohl Belafonte und Co-Star Dorothy Dandridge versierte Sänger waren, wurden ihre Vocals in dem Film "Carmen Jones" von 1954 von LeVern Hutcherson und Marilyn Horne gesungen.

Belafontes Filme hatten oft Rassismus zum Thema. Dass seine von ihm verkörperte Figur 1954 in "Island In The Sun" eine Beziehung mit einer weißen Frau haben würde, führte zu Drohungen gegen Kinos im amerikanischen Süden.

Belafonte organisierte den Fundraising-Hit "We Are the World", nachdem er 1984 einen Bericht über die Hungersnot in Äthiopien gesehen hatte. Den Song, der mehr als 62 Millionen US-Dollar einbrachte, sangen Superstars wie Michael Jackson, Lionel Richie und Stevie Wonder, Bruce Springsteen, Bob Dylan und Ray Charles.

2002 hatte Belafonte Colin Powell, den damaligen Außenminister unter Präsident George W. Bush, mit einem Plantagensklaven verglichen, der sich bei "dem Herrn" anbiederte. 2006 bezeichnete er Bush als "den größten Terroristen der Welt" und verglich das US-Heimatschutzministerium mit der Gestapo Nazideutschlands.

Belafonte produzierte 1984 den Film "Beat Street", einen der ersten Filme über Breakdance und Hip-Hop-Kultur.

(APA/Red.)

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