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Heeresgeschichtliches Museum erneuert umstrittenen Saal "Republik und Diktatur"

PK HEERESGESCHICHTLICHES MUSEUM (HGM) ANL�SSLICH DER BEVORSTEHENDEN SCHLIESSUNG DER SAALGRUPPE ´REPUBLIK UND DIKTATUR´ (1918-1945): HOFFMANN
PK HEERESGESCHICHTLICHES MUSEUM (HGM) ANL�SSLICH DER BEVORSTEHENDEN SCHLIESSUNG DER SAALGRUPPE ´REPUBLIK UND DIKTATUR´ (1918-1945): HOFFMANN(c) APA (HELMUT FOHRINGER)
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In dem Saal "Republik und Diktatur“ werden die Jahre 1918 bis 1945 behandelt. Eine Neubetrachtung sei dringend notwendig, sagt der neue Direktor des Museums, Georg Hoffmann.

"Nicht mehr zeitgemäß und insgesamt unzureichend" nannte eine Expertenkommission den Ausstellungsteil "Republik und Diktatur" im Heeresgeschichtlichen Museum (HGM) bereits vor rund zweieinhalb Jahren. Der neue Direktor des Museums, Georg Hoffmann, lässt den umstrittenen Saal nun erneuern: Das HGM schließt diesen mit 8. Mai. Zum Republiksjubiläum im Jahr 2025 soll der 900 Quadratmeter große Raum in neuem Licht erstrahlen. Hoffmann will in den Umgestaltungsprozess zahlreiche Institutionen einbinden und "Diskussionen ins Museum holen", wie er am Mittwoch bekanntgab.

Die Errichtung des Saals im Jahr 1998 sei damals "bahnbrechend" gewesen, da es sich um die erste museale Befassung mit der Zeitspanne 1918 bis 1945 gehandelt habe. "Doch in den vergangenen 25 Jahren hat sich in der Wissenschaft und in der gesellschaftlichen Diskussion viel getan", weshalb eine Neubetrachtung und Umgestaltung dringend notwendig sei, so der Historiker, der das HGM seit Mitte Februar in Nachfolge von M. Christian Ortner leitet.

Die Expertenkommission war 2020 zu dem Schluss gekommen, dass sich in der Schau zwar keine "expliziten Hinweise auf antisemitische, rassistische oder rechtsextreme Inhalte“ befänden. Aber Besuchern erschließe sich das Konzept nicht und die Beschriftungen seien schlecht lesbar.

Bewusst am Jahrestag der Kapitulation der Wehrmacht

Hoffmann hat das Datum der Schließung bewusst mit dem Jahrestag der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 gewählt. Mit der breit angelegten Zusammenarbeit mit Institutionen vom Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien über Universitäten bis zur Initiative #HGMneudenken wolle man "ein Zeichen setzen". Die Einladung an unterschiedlichste, auch internationale Kooperationspartner werde demnächst verschickt. Für die Modernisierung stellt das Ministerium in einem ersten Schritt 4,3 Millionen Euro zur Verfügung, wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) bereits bei der Bekanntgabe der neuen Direktion im Februar sagte.

Einer möglichen Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte Österreich (hdgö) steht Hoffmann, der dort von 2017 bis 2019 als Kurator tätig war, sehr offen gegenüber. Die Herauslösung des HGM aus dem Verteidigungsministerium, die von Kritikern gefordert wurde, hält er hingegen für nicht sinnvoll.

Der Planungsprozess für die Neugestaltung soll - in enger Abstimmung mit dem jüngst eingerichteten Beirat - so bald wie möglich starten. Bis 2025 bleibt der Saal zwar geschlossen, soll aber punktuell in die Vermittlungsarbeit miteinbezogen werden. Denn: "Der Raum soll in der Zeit ja nicht verschwinden." Grundsätzlich schwebt Hoffmann vor, Schicksale von Personen hinter den Objekten sichtbarer zu machen und einen multiperspektivischen Blick auf Ereignisse und Objekte zu werfen.

Folgewirkungen mitdenken

Auch die Frage, "wie man Gewalt heute ausstellen soll", müsse hinterfragt werden. Wichtig sei es, stets auch die Folgewirkungen von Ereignissen bis hinein in die heutige Gesellschaft mitzudenken und abzubilden. Auch dem Thema Holocaust sowie der Errichtung der Demokratie nach 1945 soll mehr Raum als bisher gegeben werden. "Hier wurde zwar eine Diskussion aufgemacht, aber nicht zu Ende geführt", sagte Hoffman bei einem Rundgang durch den Saal.

"Die museale Debatte ist an einem neuen Punkt angelangt, nicht zuletzt durch den Umstand, dass wir fast 80 Jahre nach Kriegsende am Ende der Zeitzeugenschaft angekommen und in eine neue Phase des kollektiven und kulturellen Gedächtnisses eingetreten sind", so der HGM-Direktor. Grundsätzlich schwebt ihm ein interaktiver, aber auch veränder- und wandelbarer Raum vor, der laufend an neue Erkenntnisse angepasst werden könne: "Diskussion steht vor Präsentation."

(APA/Red.)

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