Mein Donnerstag

Fortschritt aus der Steinzeit?

03.03.2023, Deutschland, NRW, Zeichentrickfilme, Fernsehserien, Figuren aus der Fernsehserie Familie Feuerstein (englisc
03.03.2023, Deutschland, NRW, Zeichentrickfilme, Fernsehserien, Figuren aus der Fernsehserie Familie Feuerstein (englisc(c) IMAGO/snowfieldphotography (IMAGO/D. Kerlekin)
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Spukten auch Sebastian Kurz strampelnde Schulkinder im Kopf herum?

Es gibt Bilder, die formen sich im Kopf und bleiben dort stecken – egal was man dagegen unternimmt. Mir ging es kürzlich so, als eine Kollegin einen Artikel über den „Pedibus“ ankündigte. Der Pedibus, das ist ein Projekt in Wien Stammersdorf, bei dem Schulkinder nach Schulbus-Manier nacheinander abgeholt werden und so gemeinsam zu Fuß in die Schule gehen.

Die Kollegin hat das Konzept gut erklärt – an dem Bild, das kurz zuvor in meinem Kopf aufgetaucht ist, hat es trotzdem nichts mehr geändert: Da war plötzlich ein Dutzend Schulkinder, die in einem Bus ohne Boden hockten und nach Kräften strampelten und rannten, um so das Fahrzeug in die Gänge zu bekommen. Ganz so wie Fred Feuerstein in seinem Steinzeit-Mobil.

So ganz fernab der Realität war ich nicht, schließlich haben beide Pedibus-Varianten eines gemein: Auf das eigene Elterntaxi, zumindest in Stammersdorf offenbar weit verbreitet, wird verzichtet. Stattdessen kommen die Kinder mit der Kraft ihrer Füße ans Ziel.

Moment: Steinzeit und Autoverzicht – das kennt man doch! Spukte etwa genau dasselbe Bild auch einem heutigen Altkanzler im Kopf herum? Zwei Jahre ist es her, dass Sebastian Kurz die Steinzeit als Horrorszenario an die Wand malte – das dann eintritt, wenn man Klimaschutz betreibt, der auf Verzicht aufbaut.

Die in meinem Kopf Runden drehenden, strampelnden Kinder haben mich zum Nachdenken gebracht: Muss Verzicht wirklich immer ein Rückschritt sein? Oder stecken wir vielmehr mit dem vehementen Festhalten an einem Produkt des vergangenen Jahrhunderts in der Vergangenheit fest?

Vielleicht ist es gar nicht so fortschrittlich, alle Wege sitzend in einem Auto zu verbringen, wenn ohnehin meist zu wenig Zeit für Bewegung bleibt? Vielleicht tun wir Kindern nichts Gutes, die Straßen mit immer größer werdenden Autos zu verstopfen, sodass sie keinen Schritt mehr gefahrlos allein machen können? Vielleicht verflüchtigt sich der allgegenwärtige Alltagsstress mit ein bisschen Strampeln in der Früh? Es muss ja nicht unbedingt im Pedibus sein. Oder in meinem Kopf.

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