Lokalkritik

Lokalkritik im Batoni: Die Schlachtung der Papa-Khinkali

Restaurant Batoni
Restaurant BatoniChristine Pichler
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Der jüngste Zuwachs traditioneller georgischer Restaurants, das Batoni, verunsichert ein wenig.

Nachdem in Wien mittlerweile schon Krethi und Plethi wissen, wie man stilgerecht an der Khinkali zuzelt, macht es eindeutig nicht mehr so viel Spaß, ­georgisch essen zu gehen. In der Hofmühlgasse in Bobostan werden die kaukasischen Kärntner Nudeln seit Kurzem sogar schon über die Straße verkauft, „Crazy Khinkali“ nennt sich das dann. Da muss man zur Potenzierung des Erlebnisfaktors also zu ungeahnten Mitteln greifen, in dem Fall der „Mama-Khinkali“, von der man in den traditionellen georgischen Restaurants der Stadt bisher nur ehrfürchtig auf der Karte las. Aber nicht zu bestellen wagte.

Restaurant Batoni
Restaurant BatoniChristine Pichler

Das Foto auf der Speisekarte (ist hier so üblich) machte schlicht Angst. Wie ein Kugelfisch blähte sich dort die Monster-Khinkali. In der lauter kleine Khinkalitzchen sich angeblich tummeln. Im jüngsten Zuwachs des in Wien überschaubaren georgischen Genres, dem von der einschlägigen, sprich russischen Szene gelobten Batoni, wagt man es also: Die ­tellerfüllende Mama-Khinkali (23,50 Euro) wird vom englischsprachigen Personal präsentiert, fehlen nur noch Sprühkerzen, und dann am Tisch geschlachtet. Es ist wie beim Branzino in Salzkruste – reine Verschwendung. Die Teighülle entpuppt sich als ungenießbar, die im Bauch befindlichen Khinkhali-Kinder wurden auch nur gedämpft. Dafür in reichlich Butter, was die übliche Methode, sie zu verspeisen, nämlich sie am Teigschopf zu packen, ­vereitelte. Als man im Nachhinein noch erfuhr, dass „Mama“ auf Georgisch „Papa“ heißt, ging einen kurz noch der Schiach an, wie die steirische Großmutter gesagt hätte. Bleibt zu hoffen, dass die Speisekarte sinngemäß ins Deutsche übersetzt wurde.


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