Zur Halbzeit der Mitgliederbefragung begeht die Sozialdemokratie den Tag der Arbeit im offenen Machtkampf.
Es ist ein zentrales Kapitel in der Vorgeschichte des sozialdemokratischen Führungsstreits, das vor genau sieben Jahren am Wiener Rathausplatz geschrieben wurde: Kanzler und SPÖ-Chef Werner Faymann wurde 2016 bei der Kundgebung am ersten Mai, dem roten Hochamt schlechthin, ausgebuht und ausgepfiffen. Auf Schildern forderten die eigenen Leute den Partei- und Regierungschef zum Rücktritt auf. Faymann-Treue suchten mit „Werner, der Kurs stimmt“-Taferln dagegenzuhalten. Vergeblich: Eine Woche später trat Faymann nach knapp acht Jahren Kanzlerschaft zurück.
Seither fährt die SPÖ einen turbulenten Kurs. Nun begeht die Sozialdemokratie den Tag der Arbeit im offenen Machtkampf, sprich: im internen Wahlkampf. Die meisten namhaften SPÖ-Politiker haben sich öffentlich bereits für eine Seite entschieden; aber wo die Partei im Führungsstreit gerade steht und in welche Richtung es geht, wagt kaum ein Roter zu prognostizieren. Zur Halbzeit der Mitgliederbefragung, so heißt es, wisse niemand über Zwischenstände Bescheid; nicht einmal, wie viele der knapp 150.000 wahlberechtigten SPÖ-Mitglieder überhaupt schon abgestimmt haben.