Unser Korrespondent Thomas Roser war nicht nur als Berichterstatter von dem Amoklauf eines Schülers im serbischen Belgrad betroffen: Seine beiden Kinder waren währenddessen in der Schule anwesend.
Belgrad. Der multifunktionelle Morgen ist vielen Eltern vertraut. Kinder wecken, sich nach geputzten Zähnen, dem heruntergeschlungenen Frühstück und den hoffentlich erledigten Hausaufgaben erkundigen. Kinder und Partnerin zum Abschied küssen – endlich fällt die Türe zu. Zeit, um als Korrespondent der „Presse" vor der täglichen Arbeit noch schnell eine Bolognese-Sauce für die Mittags-Spaghetti zu zaubern. Ein Morgen wie immer, fast.
„Ich bin da", meldet sich mein Sohn Martin (12) fröhlich telefonisch kurz vor Schulbeginn. 20 Minuten später ruft seine Mutter aus der Stadt an. An der Schule sei „geschossen worden“, es habe einige Verletzte gegeben, lautet ihre so hastige wie psychisch überrumpelnde Botschaft. Er und seine Schwester Mila (9) seien aber „okay" und warteten in ihren Klassenzimmern auf die Polizei, die sie aus der Schule bringen solle: „Bleib zuhause, falls Martin zurückkommt. Ich hole nun Mila ab.“