bitcoin
Bitcoin & Blockchain

Bitcoin-Star Michael Saylor ist wieder im Plus

Einer der größten Bitcoin-Fans hat der Welt gezeigt, wie man wirklich „hodlt“. Jetzt dürfte er das Schlimmste überwunden haben.

„Lebendige Dinge wie Bitcoin sind nun einmal volatil. Tote nicht so sehr.“ Als Michael Saylor im Jänner 2021 diese Erkenntnis auf Twitter verbreitete, wusste er noch nicht, wie stark ihm die Volatilität von Bitcoin noch zu schaffen machen würde.

Der 58-jährige Unternehmer hatte Bitcoin relativ spät entdeckt, nämlich Mitte 2020: Damals hatte die von Saylor mitgegründete Softwarefirma MicroStrategy damit begonnen, ihr Vermögen in Bitcoin zu investieren und schließlich sogar Bitcoin auf Pump zu kaufen. Anfang 2021 besaß MicroStrategy 70.000 Bitcoin im Wert von zwei Milliarden Dollar. Bitcoin hatte damals einen Lauf, der Kurs schien nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Auch Tesla kaufte Bitcoin und akzeptierte Bitcoin auch kurzzeitig als Zahlungsmittel.

Saylor avancierte dank seiner zahlreichen Auftritte in sozialen Medien rasch zum Star der Bitcoin-Community. Der Aktienkurs seines Unternehmens, der jahrelang zwischen 150 und 200 Dollar herumgegrundelt war, schnellte auf bis zu 1273 Dollar hoch. Die nächsten Monate schienen Saylor recht zu geben: Der Bitcoin-Kurs stieg auf bis zu 69.000 Dollar an, El Salvador führte als erstes Land Bitcoin als staatliche Währung ein. Ende 2021 hielt MicroStrategy 124.000 Bitcoin im Wert von mehr als fünf Milliarden Dollar.

Horrorjahr 2022

Dann kam das Jahr 2022, geprägt von Inflation, Zinserhöhungen und Krypto-Skandalen. Der Bitcoin-Preis rasselte in die Tiefe, ein Bitcoin kostete im November weniger als 16.000 Dollar. Gerüchte kamen auf, dass Saylor einen Margin Call (Nachschussaufforderung der Bank) erhalten könnte und Bitcoin verkaufen müsste. Der Aktienkurs von MicroStrategy fiel um zeitweise 90 Prozent unter das Hoch vom Februar 2021.

Doch Saylor kaufte unbeirrt weiter zu – im Gegensatz zu anderen Bitcoin-Influencern wie Peter Thiel, dessen Firma sich 2022 rechtzeitig vor dem Absturz von Bitcoin trennte, oder Tesla-Chef Elon Musk, dessen Unternehmen einen Großteil seiner Bitcoin-Bestände wieder auf den Markt warf. Saylor hielt durch. Kritiker sagten, er könne gar nicht anders: Seine Bitcoin-Strategie müsse aufgehen, oder seine Reputation wäre ruiniert. Fans meinen, er habe der Welt gezeigt, wie man „hodlt“ „Hodl“ ist eine Verballhornung des Wortes „Hold“ durch die Bitcoin-Community und bedeutet, dass man seine Bitcoin halten und nicht damit spekulieren soll.

„Nie mehr zurück in Dollar“

Dass Saylor von Spekulieren gar nichts hält, hat er klargestellt, als ihn die Krypto-Journalistin Laura Shin fragte, ob sich MicroStrategy je von seinen Bitcoin trennen werde. Saylor meinte, Shin rede wie eine Krypto-Investorin, der es darum gehe, mehr Dollar zu machen. Doch Bitcoin sei dem Dollar überlegen. Er werde es daher nie mehr in Dollar zurücktauschen.

Von anderen Kryptowährungen hielt – und hält – Saylor übrigens gar nichts. Diese seien nicht dezentral. Vor allem mit Ethereum-Gründer Vitalik Buterin lag Saylor wiederholt im Clinch. Ethereum, die zweitgrößte Kryptowährung, sei eine Monstrosität und werde untergehen wie Terra-Luna. Buterin bezeichnete Saylor dafür einmal als „Clown“.

Ende März hielt MicroStrategy, dessen Chefposten Saylor inzwischen abgegeben hat, 140.000 Bitcoin und ist nunmehr einer der größten Bitcoin-Wale (so nennt man sehr große Investoren). Bitcoin-Gründer Satoshi Nakamoto soll zwar über noch mehr Bitcoin verfügen, nämlich eine Million, doch den kennt niemand. Saylor ist aber greifbar, tritt regelmäßig auf Bitcoin-Konferenzen in aller Welt auf und erntet frenetischen Jubel. Auf Twitter hat er drei Millionen Follower, denen er regelmäßig mitteilt, dass Bitcoin „unausweichlich“ sei, ein perfektes Ding in einer nicht perfekten Welt, unzerstörbar, universal. Bitcoin könne man nicht nur an jemanden transferieren, der 10.000 Meilen weg sei, sondern auch an jemanden, der 10.000 Tage entfernt sei – eine Anspielung an die Unveränderbarkeit von Bitcoin, die es zum perfekten Wertspeicher mache.

MicroStrategy hat seine Bitcoin zum Durchschnittspreis von 29.800 Dollar erworben. Saylor kratzt also an der Grenze zum Break-Even. Erst kürzlich hat MicroStrategy ein Darlehen bei der inzwischen insolvent gegangenen Silvergate Bank getilgt, das mit Bitcoin hinterlegt war. Das Unternehmen hat zwar noch weitere Verbindlichkeiten in Höhe von 2,6 Mrd. Dollar, für die es Zinsen zahlen muss. Die Gefahr, Bitcoin verkaufen zu müssen, ist aber in noch weitere Ferne gerückt.

Die Aktie der Softwarefirma hat sich seit dem Tief im November wieder mehr als verdoppelt. Vorige Woche gab das Unternehmen seine Quartalszahlen bekannt: Der Umsatz fiel mit 122 Millionen Dollar etwas höher aus als vor einem Jahr, unter dem Strich stand ein Gewinn von 94 Millionen Dollar, größtenteils aufgrund eines Steuereffekts, doch auch ohne diesen wäre es ein Gewinn gewesen.

Riskanter als Bitcoin

Kritiker meinen, dass das Unternehmen mit der Bitcoin-Strategie ein hohes Risiko eingegangen sei. Diversifikation sehe anders aus. Das stimmt wohl. Doch das wissen die Anleger ohnedies und kaufen die Aktie genau deswegen. Zahlreiche Bitcoin-Fans legen sich als Hommage an Saylor ein paar MicroStrategy-Aktien ins Depot. Einige senden dem Multimillionär auch Satoshi-Spenden (ein Satoshi ist ein 100-Millionstel von Bitcoin) an seine Bitcoin-Lightning-Adresse. Sicherer fährt man wohl, wenn man selbst Bitcoin kauft – möglichst ohne Kredit. Oder, wie Saylor in Abwandlung eines Zitats des Bankers J.P. Morgan sagt: „Bitcoin ist Geld, alles andere ist Kredit.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.