Bilanz

Menschen kaufen weniger Sofas und billigeres Joghurt

Diese Couch muss wohl ersetzt werden. Sie ging dieser Tage in Frankreich bei Protesten gegen die Pensionsreform in Flammen auf.
Diese Couch muss wohl ersetzt werden. Sie ging dieser Tage in Frankreich bei Protesten gegen die Pensionsreform in Flammen auf. APA/AFP/JEFF PACHOUD
  • Drucken

Der oberösterreichische Kunststoffhersteller Greiner spürt das Ende der Pandemie und die sinkende Konsumlaune angesichts der hohen Teuerung.

Wien. Die stark steigenden Lebensmittelpreise treffen auch das Geschäft des oberösterreichischen Kunststoffherstellers Greiner, der etwa Joghurtbecher produziert. Es gebe bei Lebensmittelherstellern kaum noch Bereitschaft, die gestiegenen Energie- und Materialkosten an die Kunden weiterzureichen, sagt Greiner-Chef Axel Kühne. Die Erzeuger würden durch die Bank zu billigeren Verpackungen greifen, um die Preise niedrig zu halten.

Noch stärker fiel die Zurückhaltung der Konsumenten bei der Schaumstoff-Sparte Neveon (Sofas, Matratzen, etc.) auf. Im Bereich der Medizintechnik büßte Greiner, das Röhrchen für den Corona-Gurgeltest hergestellt hatte, durch das Ende der großflächigen Tests Absatz ein. In Summe stieg der Umsatz des Unternehmens im Vorjahr von 2,2 auf 2,3 Milliarden Euro. Ein Gutteil davon war höheren Verkaufspreisen geschuldet.

Greiner will chemisches Recycling forcieren

Am starken Wachstum ändert das nichts. Greiner hat im Vorjahr 600 neue Mitarbeiter aufgenommen und 169 Millionen Euro investiert – unter anderem in den Kauf eines PET-Recyclingwerks in Serbien. Hier soll künftig die Rohstoffbasis für die eigene Produktion von Trinkflaschen aus recyceltem PET entstehen.

Eine ähnlich hohe Recyclingquote wie im PET-Bereich sei in anderen Kunststoffbereichen trotz der Vorgaben der EU nicht realistisch, sagte Kühner: Es fehle schlichtweg an Material, um die Quoten erfüllen zu können.

Eine Lösung wäre chemisches Recycling. Gemeinsam mit BASF ist es Greiner erstmals gelungen, aus chemische recycelten Matratzen „in Apothekermengen“ wieder neuen Schaumstoff herzustellen. Noch ist die Zukunft des umstrittenen Verfahrens in Europa aber offen. Kritiker verurteilen das chemische Recycling als zu energieintensiv und teuer. Befürworter halten es für die einzige Chance, eine Kreislaufwirtschaft im Kunststoffsektor aufzubauen. (auer)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.