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Zuletzt häuften sich Beschwerden: Rätselraten um den Abgang von Ö3-Chef Spatt

War eine Beschwerdeflut der Auslöser für Georg Spatts Entscheidung, den ORF zu verlassen? Oder doch die Transparenzregel im geplanten Gesetz?

Als vor wenigen Tagen der Redakteursausschuss im ORF tagte, sei Georg Spatt kein Thema gewesen, sagen Teilnehmer. Umso mehr herrscht Verwunderung, dass der Ö3-Chef am Montag seinen Rücktritt ankündigte. Einerseits wisse man seit Jahren, dass ihn seine Mitarbeitern als autoritär, erratisch und ungerecht beschreiben – er sei zwar ein Visionär, habe das Unternehmen erfolgreich geführt, sich aber oft im Ton vergriffen. Weswegen es auch seit Jahren immer wieder Beschwerden beim Betriebsrat gegeben habe. Andererseits kam Spatts Entscheidung, den ORF im Sommer zu verlassen, nun doch aus heiterem Himmel: Er ist seit 27 Jahren im Unternehmen und lenkt seit 2002 als Ö3-Chef die Geschicke der Cashcow unter den ORF-Radios. Nun rätselt die Redaktion, was der wahre Grund für Spatts Entscheidung sein könnte.

Zuletzt dürften sich die Beschwerden jedenfalls gehäuft haben. 18 Mitarbeiter hätten sich zusammengetan und anonym eine Beschwerde gegen Spatt eingebracht, heißt es. Viele hätten Probleme mit seinem Führungsstil gehabt, der von wohlwollenden Kollegen als „fordernd“, von anderen hingegen als „mitunter sehr verletzend“ beschrieben wird. Einige hätten deswegen sogar das Unternehmen verlassen. Gut möglich, dass ORF-Generaldirektor Roland Weißmann, der einen kollegialen Stil bevorzugt, die schützende Hand von Spatt genommen hat. Schon im Herbst 2022 war über eine mögliche Ablöse des Ö3-Chefs spekuliert worden. „Die Belegschaft wollte, dass er geht“, sagen Insider. Aber man habe ihm im Haus nichts Adäquates anbieten können.

Diskussion „rund um unseren Erfolg“

Spatt selbst nannte in einem Schreiben an sein Team neben der „Zäsur“ der Übersiedlung von Ö3 auf den Küniglberg auch die ausverhandelte ORF-Gesetzesnovelle und die damit einhergehenden Diskussionen „rund um unsere Aufgaben und um unseren Erfolg“ als „Hinweis“ für seinen Wunsch nach Veränderung. Das geplante ORF-Gesetz sieht Transparenz bei den ORF-Gehältern vor. Wer im ORF mehr als 170.000 Euro im Jahr verdient, wird künftig namentlich genannt werden. Spatt wäre dabei: Dem Vernehmen nach soll er inklusive Boni 250.000 Euro pro Jahr verdienen. Ob Spatt darauf anspielte? Das bleibt Spekulation.

(Red.)

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