Zwischenbilanz

Wienerberger leidet unter Flaute im Wohnungsbau

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Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen brach im ersten Quartal um fast zehn Prozent ein. Das Geschäft des weltweit größten Ziegelherstellers ist auch hierzulande gebremst.

Inmitten hoher Inflation und steigender Hypothekarzinsen hat der börsennotierte Baustoffkonzern Wienerberger heuer zum Jahresstart deutlich weniger verdient. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) brach im ersten Quartal gegenüber der Vorjahresperiode um fast zehn Prozent von 228,3 auf 206,3 Millionen Euro ein. Die Verkaufserlöse verringerten sich um gut neun Prozent von 1,16 auf 1,05 Milliarden Euro, wie aus der Zahlenvorlage des Unternehmens hervorgeht.

Das Geschäft des weltweit größten Ziegelherstellers ist auch hierzulande gebremst. "Die Investitionstätigkeit in den Neubau, Renovierung und Infrastruktur ist rückläufig", berichtete Konzernchef Heimo Scheuch am Donnerstag im Gespräch mit der APA. Die Rückgänge im Markt bewegten sich auch in Österreich "im zweistelligen Bereich". "Es wird auch Schichtanpassungen geben", sagte der CEO.

Die Produktionskapazität werde an die Marktlage adaptiert. Das bedeute aber "nicht unbedingt" Personalabbau. Scheuch nannte etwa "flexible Strukturen, Abbau von Überstunden und Abbau von Ferien". Im vergangenen Jahr beschäftigte Wienerberger in Österreich etwa 1050 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weltweit waren es rund 20.000.

Umstellung auf Einschichtbetrieb in Zentralosteuropa

In Zentralosteuropa hat Wienerberger den Angaben zufolge bereits von Drei- auf Einschichtbetrieb umgestellt. Dort ging der Markt gemessen an Baugenehmigungen und Bauvolumina - laut Wienerberger-Chef schon im abgelaufenen Jahr im zweistelligen Bereich nach unten, vor allem in Polen, Tschechien, Ungarn und Rumänien. Diese "rückläufige Tendenz im Wohnungsneubau und in der Infrastruktur" sei heuer im ersten Quartal auch in Westeuropa, insbesondere in Deutschland und England, spürbar geworden.

Die Zentralbank hebe die Zinsen an, um die Inflation zu bremsen. In Europa sei es zu einer "durchaus deutlichen Erhöhung der Hypothekarzinsen und zu einer wirtschaftlich durchaus starken Instabilität" gekommen. "Das sind die Auswirkungen. Damit werden wir alle zu tun haben und das gilt es zu meistern - heuer und auch nächstes Jahr", sagte Scheuch.

Den doch recht deutlichen Rückgang des EBITDA dürfe man "nicht überbewerten". "An sich bin ich recht zufrieden, was das erste Quartal betrifft", meinte der Konzernchef auch mit Blick auf die EBITDA-Marge, die mit etwa 20 Prozent "stabil" geblieben sei.

Im ersten Quartal 2023 sei es Wienerberger gelungen, "entgegen unseren rückläufigen Endmärkten organisch zu wachsen", so Scheuch. "Dank der Kombination aus unserem ausgezeichneten Kostenmanagement und unserer effizienten Einkaufspolitik konnten wir der gestiegenen Kosteninflation erfolgreich begegnen und die Profitabilität trotz rückläufiger Nachfrage auf hohem Niveau halten."

Die "Forward-Buying-Strategie" im Energiebereich werde in der gesamten Gruppe fortgesetzt. Für das aktuelle Geschäftsjahr seien bereits 93 Prozent der benötigten Gasvolumina gesichert worden.

Wienerberger rechnet mit "anhaltend hoher" Inflation

Wienerberger rechne für das gesamte Geschäftsjahr mit "gruppenweit anhaltend hohen Inflationsraten und einer Fortsetzung der bereits im Vorjahr gestiegenen Finanzierungskosten". Im Neubau werde erwartet, dass verteuerte Hypothekarkredite "zu einem weiteren Rückgang der Baubewilligungen führen werden". Hohe Energiepreise rücken aber die Gebäuderenovierung - und damit vor allem die Dachsanierung - laut Wienerberger ins Zentrum.

In Summe geht das Management für das Geschäftsjahr 2023 von "einer starken Performance" aus. Die Erwartung, heuer ein EBITDA von über 800 Millionen Euro zu erwirtschaften, wurde bestätigt - im Vorjahr waren es über eine Milliarde Euro. In dieser Guidance noch nicht enthalten seien die erwirtschafteten Ergebnisse durch die geplante Übernahme des europäischen Dach- und Solarlösungsanbieters Terreal. Die Transaktion soll heuer in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen werden. Davor braucht es auch noch grünes Licht seitens der Wettbewerbsbehörden.

(APA)

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