Kommentar

Die Welt retten und dabei Menschenleben gefährden?

Eine Blockade der Letzten Generation am Wiener Verteilerkreis.
Eine Blockade der Letzten Generation am Wiener Verteilerkreis.APA/LETZTE GENERATION ÖSTERREICH
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In Wien haben Klimaaktivsten einen Rettungswagen blockiert. Die Verantwortung dafür wollen sie nicht übernehmen. Dabei sollten sie aus der Situation lernen.

Wer hat Recht? Eine Gruppe junger Klima-Aktivisten oder die Einsatzsatzkräfte? Diese Frage stellt sich die Öffentlichkeit seit Mittwoch. Seit klar ist, dass ein paar Aktivistinnen und Aktivisten am Mittwochmorgen einen Rettungswagen auf der Fahrt zur Reanimation eines 69-jährigen Mannes blockiert haben. Der Mann ist gestorben.

Wobei, Moment! Die Aktivistinnen und Aktivisten selbst sehen das ja nicht so. Sie sagen, sie hätten keine Rettungswagen bei ihrer Klebeaktion am Verteilerkreis gesehen. Nix gehört, nix gesehen, nix passiert. Das klingt leider sehr nach Vogel-Strauss-Taktik. Tatsächlich könnte eine dritte Version die richtige sein. Dass nämlich der Rettungswagen so weit entfernt im Stau gesteckt ist, dass die Aktivisten nichts von dem blockierten Rettungswagen mitbekommen konnten. Die Polizei schließt das jedenfalls nicht aus.

Und jetzt? Muss man sich sehr genau ansehen, wie sich alle Beteiligten in dieser Krisensituationen verhalten haben. Ein Mann ist gestorben. Das ist Fakt. Ob er auch überlebt hätte, wenn die Rettung durchgekommen wäre, wird man nie wissen. Es zählt auch nicht, dass ein Rettungshubschrauber und ein Einsatzwagen bereits vor Ort waren. In so einer Extremsituation braucht es je nach Fall manchmal auch einen weiteren Wagen, heißt es seitens der Rettung. Der Mann wurde jedenfalls nicht schon vor Protestbeginn für tot erklärt. Auch wenn das die Klimaaktivisten gerne glauben würden und so verbreiten.

Schlechte Planung ist gefährlich

Tatsache ist - und da sind sich beide Seiten einig - dass die Aktivisten vergessen haben, die Einsatzkräfte zu informieren. Und das ist verantwortungslos. Wer eine wichtige Hauptverkehrsader der Stadt blockiert, muss sich im Klaren sein, dass er mit dem Leben spielt. Ziviler Ungehorsam ist fein, das Klimaproblem ist im wahrsten Sinn des Wortes brennend. Aber wer Menschenleben gefährdet, weil er bei einer Protestaktion schludrig arbeitet und diverse Szenarien nicht mitdenkt, der hat bald Feuer am eigenen Dach.

Vielleicht wäre es besser, die Aktivistinnen und Aktivisten überlegen sich das nächste Mal Ziele, die nicht die Hauptverkehrsrouten der Stadt betreffen. Der Ärger und die Aufmerksamkeit der Autofahrerinnen und Autofahrer sind ihnen ohnehin sicher.

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