Pizzicato

Bremer Stadtmusikanten

Haben die uns gar nicht lieb? Sind wir so verloren in Europa? So lautete vielfach das Lamento in Deutschland nach dem neuerlichen Debakel für die düstere Rock-Formation „Lord of the Lost“ im Finale des Eurovision Song Contest.

Immerhin stimmte tags darauf Wolodymyr Selenskij ein Loblied auf Olaf Scholz und sein Land an – Balsam für die Seele. Damit hatte der Kanzler nicht gerechnet.

Überhaupt gab es für den Hanseaten und seine Sozialdemokraten endlich wieder einmal etwas zu feiern. In der Freien Hansestadt Bremen – über die böse Zungen in Hamburg sagen, sie liege zwischen Delmenhorst und Rotenburg an der Wümme – hat die SPD bei der Wahl im kleinsten deutschen Bundesland gesiegt.

Andreas Bovenschulte, Spitzname „Bovi“, hatte beim Wahlkampffinale „Stand by me“ geschmettert, auf der Gitarre begleitet von SPD-Chef Lars Klingbeil. „Ursprünglich komme ich vom Punk“, hat er einmal gesagt. In der Studentenzeit war der Bürgermeister als „Mucker“, als Leader diverser Bands, durchs platte Land gezogen. Das passt ins Bild der Bremer Stadtmusikanten, die vor dem Rathaus als Skulptur aufragen. Die Frage war nur, ob sich Bovenschulte als Gockel empfindet und Klingbeil als Esel. Eine Frage, die womöglich Sven Regener – gebürtiger Bremer und Sänger von „Element of Crime“ – zu einem Lied animieren könnte. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2023)

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