Tisch für vier

Lokalkritik im Oak 107

Das Smoking House Oak 107 bringt Texas Barbecue nach Wien.
Das Smoking House Oak 107 bringt Texas Barbecue nach Wien.Christine Pichler
  • Drucken

Ausreichend Protein zum Modellieren gibt’s bei Oak 107 aus dem texanischen Smoker — Slushy nicht vergessen!

In einem scheinbar toten Seitenarm der Mariahilfer Straße, in den man üblicherweise nur stolpert, um sich dem Strom der shoppenden Menge kurz zu entreißen, hat sich das Smokehouse Oak 107 niedergelassen. Ausnehmend ruhig und gemütlich ist der Gastgarten, den Eingang zu einem Fitnesscenter vis-à-vis hat man von dort aus immer gut im Blick. So kann man an den aus- und eingehenden Trainierenden auch gleich erspähen, wozu sich das ganze ­Protein theoretisch modellieren ließe, das man vorhat, gleich zu sich zu nehmen. Das Smokehouse unter Leitung von Max ­Sommerer, der selbst einige Zeit in Texas zubrachte, will modernes Texas Barbecue nach Wien bringen. Dafür wurde auch der extra angefertigte Smoker aus Dallas angekarrt, ­gesmoked wird über Eichenholz bis zu 18  Stunden lang und bei 107 Grad Rauchtemperatur, woraus sich auch die Namensgebung des Restaurants ergibt.

Das Lokal ist ausstaffiert mit schweren Ledergarnituren, der Wandschnörkel „#smokinghot“ in Neonrot und der Dry­ager, in dem eine meterlange Rinderrippe über der Salzplatte vor sich hin reift, ­stechen besonders ins Auge. Das Fleisch stammt von sehr guten Produzenten in Österreich: von Höllerschmid, XO Beef und vom Wagyuhof, übrigens auch der Käse (Jumi) und das Brot (Joseph). Trotzdem starten wir wider Erwarten mit einer Gemüseempfehlung, nämlich dem Vorspeisenkarfiol (12,5 Euro), süß gebettet auf Karfiolpürree, herrlich abgeschmeckt (Nussbutter! Haselnusscreme! Senfvinaigrette!), bissfest. Die Pulled Pork Tacos (10,5 Euro) landen ein ­bisschen auf dem Trockenen, der Inhalt sollte beim Essen dann doch ein wenig von den Fingern tropfen.

Bei den Hauptgerichten ist das Messer dann nur mehr Zierde, das Fleisch fällt ganz allein von den Knochen. Das Brisket (Brustkern vom Rind, 18,9—32 Euro) ist wie Butter, fettig und weich, wer minimal mehr Biss braucht, kiefelt am besten an den Spareribs (vom Ötscherblickschwein) oder den Shortribs (Dry-Aged-Rinderrippe) herum. Alles gut rauchig, ohne sich aufzudrängen. Freude macht auch das Beiwerk, ein ­cremig-knackiger Coleslaw, zahnstocherdünne Pommes in X.O.-Rinderfett herausgebacken oder dekadent gute Mac ’n’ Cheese mit Jumi-Käsesorten (je 5,5 Euro). Bitte nicht auf die Mango-Curry-Sauce vergessen! Alternativ zum Tegernseer, Augustiner oder Trumer vom Fass empfiehlt sich der tagesaktuelle Frozen Cocktail oder „Slushy“, wie in die Kellnerin bewirbt: Kalte Erdbeere und Pfeffer machen sauer und lustig.

Info

Oak 107, Mariahilfer Str. 47, 1060 Wien, Tel.: +43/(0)676 785 70 97, Restaurant: Di–Do: 12–0 Uhr, Fr und Sa: 12–1 Uhr.

Mehr Kolumnen auf: DiePresse.com/lokalkritiken

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.