Todesfall

Britischer "Literaturgigant" Martin Amis ist gestorben

Martin Amis im Jahr 2000 (Archivbild).
Martin Amis im Jahr 2000 (Archivbild).(c) Getty Images (Frederick M. Brown)
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Der Autor verstarb am Freitag im Alter von 73 Jahren, nach schwerer Krankheit. In englischen Medienberichten verabschiedet man sich von einem "Vorbild" und "Wunderkind".

Der britische Schriftsteller Martin Amis ist tot. Der Autor von Romanen wie "Gierig", "London Fields" oder "Die schwangere Witwe" starb am Freitag im Alter von 73 Jahren. Laut "New York Times" litt Amis an Speiseröhrenkrebs. Die britische Zeitung "Times" würdigte ihn als "Giganten der Literatur". Der "Guardian" lobte, er habe eine Ära geprägt. Der Autor von 14 Romanen und mehreren Sachbüchern galt als einer der bedeutendsten britischen Schriftsteller der Gegenwart.

Gemeinsam mit James Fenton, Salman Rushdie und Ian McEwan gehörte Amis zu einem Kreis, der die britische Literaturszene in den 1980er Jahren belebte. "Er sagte immer, dass er ein Regal voller Bücher zurücklassen wolle - um sagen zu können: "Von hier bis hier, das bin ich", sagte Rushdie der Zeitschrift "New Yorker". "Seine Stimme ist jetzt verstummt. Seine Freunde werden ihn schrecklich vermissen. Aber wir haben das Regal."

Literarisches Wunderkind

Der Booker-Preisträger Kazuo Ishiguro nannte Amis ein "Vorbild für meine Generation von Romanautoren und eine Inspiration für mich persönlich". "Bei aller Bissigkeit seiner Satire, der brillanten Prahlerei seiner Prosa war immer etwas Zärtliches nahe der Oberfläche, eine Sehnsucht nach Liebe und Verbundenheit", sagte Ishiguro der BBC. "Sein Werk wird Bestand haben und die verschiedenen Mode- und Sittenwechsel überdauern."

In einem Nachruf bezeichnete Penguin Random House den Autor als "literarisches Wunderkind", der seinen Debütroman mit 24 Jahren herausbrachte. Die Lektorin Michal Shavit würdigte Amis als "brillant witzigen" und "furchtlosen" Schreiber.

Leben und Werke

Der Sohn des Autors Kingsley Amis (1922-1995) feierte seinen Durchbruch mit dem Roman "Das Rachel-Tagebuch" (1973), der mit dem Somerset-Maugham-Preis ausgezeichnet wurde. Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Gierig" (Originaltitel "Money", 1984) und "London Fields" (1989). Mit spitzer Feder beschrieb er darin Absurditäten unserer Zeit.

1996 heiratete der Brite die US-Autorin Isabel Fonseca. Zuletzt lebte das Paar in Florida. 2015 erschien sein Roman "Interessengebiet" auf Deutsch. Amis schildert den Versuch einer Affäre in Auschwitz. Das Buch verursachte Kontroversen. Der Hanser Verlag, der sonst Amis' Bücher auf den deutschen Markt bringt, lehnte es ab. Martin Amis verstarb nun just am selben Tag, an dem bei den laufenden Filmfestspielen von Cannes Jonathan Glazers hochgelobte Adaption des Buches unter dem Titel "The Zone of Interest" Weltpremiere feierte.

(APA)

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