Flüchtlingslager

Lesbos-Lager: Zustände immer katastrophaler

940 Menschen innerhalb eines Jahres verschwunden.

Wien/Lesbos. Die katastrophalen Zustände in den Flüchtlingslagern auf Lesbos geraten wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit: In den zwei Aufnahmezentren der griechischen Insel, Mavrovouni und Megala Therma, beobachtet die medizinische Nothilfeorganisation Ärzte ohne Grenzen eine Abschreckungspolitik und dramatische Verschlechterung der Situation von Migranten. Innerhalb eines Jahres seien 940 Menschen verschwunden, heißt es. „Wenn wir alarmiert werden, dass Menschen neu ankommen, die dringend medizinische Hilfe benötigen, verbringen wir oft Stunden und manchmal Tage damit, nach ihnen zu suchen, da sie sich oft in Wäldern verstecken“, beschreibt Nihal Osman, Projektkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen auf Lesbos. „Menschen, die wir fanden, haben uns von der Begegnung mit maskierten Männern erzählt, die sich als Ärzte ausgaben, um ihr Vertrauen zu gewinnen.“

Am 17. Mai stellten die griechischen Behörden die Bereitstellung von Lebensmitteln für anerkannte Flüchtlinge ein und kündigten Pläne an, sie von dort zu vertreiben, berichtet Ärzte ohne Grenzen. „Die Menschen klagen über Demütigungen, die sie erleiden, wenn sie stundenlang in der Schlange stehen, und über die Frustration, weniger zu essen zu bekommen. Athen setzt eine Reduktion der Lebensmittel als Druckmittel ein, um die Menschen zu zwingen, die Einrichtung zu verlassen“, so Osman.

Karas fordert Aufklärung

Griechenlands Regierung steht zudem in der neuerlichen Kritik, illegale Pushbacks von Migranten an seinen Grenzen durchzuführen. ÖVP-Mandatar Othmar Karas fordert deshalb die Eröffnung eines EU-Vertragsverletzungsverfahrens gegen das Land. Seine Parteikollegen in Brüssel wollen davon nichts wissen. (ag./red.)

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