Altbauwohnungen: Charme hat seinen Preis

Altbauwohnungen Charme seinen Preis
Altbauwohnungen Charme seinen Preis(c) . (Erwin Wodicka)
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Wer es sich in historischer Bausubstanz gemütlich machen will, muss immer tiefer in die Tasche greifen.

Auch wenn bis ins kleinste Detail durchdachte neue Wohnanlagen nach modernstem Standard entstehen, gibt es viele Wohnungssuchende, die dem klassischen Altbau den Vorzug geben. Es spricht ja auch einiges dafür: Der Charme der ziselierten Fassaden, die großzügigen Entrées, die ausladenden Flügeltüren oder die hohen Räume schaffen Atmosphäre. Historische Bausubstanz hat ganz einfach ein anderes Flair und strahlt Wärme aus. Nicht nur bei traditionsbewussten Wohnungssuchenden sind Altbauten beliebt. Ein weiteres Argument, das zieht, ist die zentrale Lage, in der sich die historische Bausubstanz meist befindet.

Allerdings wird es für Altbauliebhaber zunehmend schwierig, sich ihren Traum auch zu erfüllen. „An schönen Altbauwohnungen herrscht aktuell vor allem in guten Lagen ein extremer Mangel. Solche Wohnungen wechseln derzeit sehr rasch den Besitzer und das zu Preisen, die vor zwei Jahren noch undenkbar gewesen wären“, erklärt Benjamin Tanil, Geschäftsführer von Riwog Real Estate Management.

Begehrte Gegenden

„Gute Lagen“: Damit sind in erster Linie die klassischen Bezirke innerhalb des Gürtels, aber auch der 13., 18. oder 19. Bezirk gemeint. Ein regelrechtes „Griss“ herrscht um Wohnungen in Grätzeln wie dem Servitenviertel (9. Bezirk), rund um den Rochusmarkt (3. Bezirk), Karmelitermarkt und Pratergegend (2. Bezirk), Naschmarkt und Mariahilfer Straße (6. Bezirk) sowie Spittelberg (7. Bezirk) oder dem Botschaftsviertel im vierten Bezirk, wo sich in den letzten Jahren eine zahlungskräftige Klientel von jungen Kreativen niedergelassen hat.

Durch verschiedene Kulturinitiativen und Stadterneuerungsaktivitäten hat in jüngster Zeit auch die Wohngegend rund um den Brunnenmarkt eine Aufwertung erfahren, „wobei dort mit Sicherheit weiterhin außergewöhnlich hohe Preissteigerungen zu erwarten sind“, prognostiziert Tanil.

Das knappe – und teure – Angebot in diesen Gegenden hat dafür gesorgt, dass inzwischen nicht nur in ehemals weniger gut beleumdeten Teilen des zweiten Bezirks, in der Umgebung von Venediger Au, Max-Winter-Platz oder naschmarktnahen Teilen des fünften Bezirks wie dem Freihausviertel das Interesse deutlich zugenommen hat. „Mittlerweile werden grundsätzlich auch solche Bezirke nachgefragt, die mit guter Infrastruktur und einer guten Anbindung an den öffentlichen Verkehr – also quasi alles an der U-Bahn – punkten können“, führt Michael Pisecky, Geschäftsführer des Immobilienvermittlers s Real aus. Wobei er die starke Nachfrage nicht unbedingt auf ein grundsätzlich gestiegenes Interesse an Altbauwohnungen zurückführt, sondern vielmehr auf die seit Jahren rückläufigen Baubewilligungen und Fertigstellungen im Neubaubereich, die zusammen mit der demografischen Entwicklung generell zu Engpässen auf dem Wohnungsmarkt geführt haben. Christoph Petermann, Geschäftsführer von Raiffeisen Immobilien Vermittlung, führt noch einen weiteren Grund an: „Der Nachfrageüberhang bei Eigentum ist auch ein Resultat der Nachwirkungen der Wirtschaftskrise, die eine Kapitalflucht in Sachwerte erzeugt hat“, erklärt der Experte die Marktentwicklung.

Preise plus 20 Prozent

Wie sich dies auf die Preise auswirkt, zeigt der aktuelle Immobilienpreisspiegel des Maklers Lquadrat. Dieser unterscheidet zwar nicht dezidiert zwischen gebrauchten und klassischen Altbauwohnungen, der allgemeine Trend lässt sich aber dennoch erkennen. Angeführt wird die Tabelle vom vierten Bezirk: Auf durchschnittlich 2570 Euro pro Quadratmeter sind die Preise dort im Vorjahr bei sehr gutem Wohnwert und qualitativer Ausstattung gestiegen, das entspricht einem Plus von fast 20 Prozent. Es folgt Hietzing mit einer Steigerung von 12,4 Prozent und die Josefstadt mit 11,9 Prozent. Bei den Mieten – bei ebenfalls sehr gutem Wohnwert – ging es vor allem in der Leopoldstadt empfindlich nach oben (18,1 Prozent), aber auch in Margareten (11,8 Prozent) sowie Mariahilf (9,9 Prozent).

Zumindest bei Eigentumswohnungen wird sich dieser Trend auch heuer so fortsetzen, prophezeit Tanil mit Verweis darauf, dass Wien im internationalen Vergleich noch immer unterbewertet sei. „Die Mietpreise hingegen werden sich aufgrund des österreichischen Richtwertsystems eher moderat bewegen“, so der Experte.

Als günstige Alternative für Käufer würden sich sogenannte „Bastlerhits“ anbieten, Altbauwohnungen, die dann in Eigenregie saniert werden könnten. Nur: In den besseren Lagen sind diese fast gänzlich vom Markt verschwunden: „Sogenannte Bastlerhits kommen in den besseren Lagen nur mehr sehr vereinzelt auf den Markt, etwa wenn sich der Eigentümer in einer schlechten Finanzlage befindet oder eine Sanierung eigentlich unwirtschaftlich ist“, meint Petermann. „Hier wird in der Regel jeder Eigentümer eine Sanierung selbst vornehmen, um gut verkaufen oder vermieten zu können.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2011)

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