Studie

Emissionen der heimischen Industrie bis 2050 auf null reduzieren wäre möglich

APA/ROLAND SCHLAGER
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Die Innovationsplattform „New Energy for Industry“ errechnete drei Zukunftsszenarien für den Ausstoß von Treibhausgasen in Österreichs Industrie.

Die heimische Industrie war 2021 für rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen Österreichs verantwortlich. Wie das 2050 aussehen könnte, hat die Innovations- und Kooperationsplattform "New Energy for Industry" (NEFI) anhand von drei Zukunftsszenarien errechnet. Dabei zeigte sich, es wäre möglich, die Emissionen bis 2050 auf Null zu reduzieren. Setzt die Industrie aber den historischen Weg fort, wird sich der Ausstoß von Treibhausgasen kaum verringern.

Entscheidend dafür, welchen Pfad die Industrie einschlägt, seien nicht nur der Wille der Industriebetriebe selbst, sondern auch die Rahmenbedingungen, sagte der Leiter des Center for Energy am Austrian Institute of Technology (AIT) und NEFI-Koordinator, Wolfgang Hribernik. Um den Treibhausgasausstoß zu reduzieren, müsse man die Energieinfrastruktur in Österreich ausbauen und in Forschungsprojekte wie etwa den Bau von Pilotanlagen investieren, so Hribernik. Dafür sei wohl auch das Eingreifen der öffentlichen Hand nötig, "von selber wird das nicht gehen".

Bisheriger Weg führt nur zu geringer Reduktion

Setzt die österreichische Industrie die technische Transformation im bisherigen Ausmaß und Tempo fort, reduziert sich der jährliche Treibhausgasausstoß laut Studie bis 2050 nur auf etwa 23 Millionen Tonnen, 2021 waren es rund 28 Millionen Tonnen. Dabei wird Kohle in der Eisen- und Stahlindustrie den Berechnungen zufolge noch mehr als die Hälfte des Energiebedarfs abdecken.

Eine völlig andere Industrie zeichnet das Szenario, bei dem 2050 überhaupt keine Treibhausgase mehr emittiert werden. Hier liegt der Einsatz von sogenannten "Breakthrough"-Technologien im Fokus, die wissenschaftlich als die vielversprechendsten Lösungen identifiziert wurden. Hauptenergieträger sind dann laut NEFI-Studie feste Biomasse, Strom, Wasserstoff sowie biogenes und synthetisches Methan. Das Szenario ist - wie die anderen auch - umsetzbar, "es sind realistische und entwickelbare Technologien, aber das heißt nicht, dass wir überall auf einem verfügbaren Produktlevel sind", so Hribernik.

Einzelnen Unternehmen fehlt Gesamtbild

Ein ähnliches Ergebnis liefert das dritte Szenario. Dafür trafen Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Sektoren der Industrie eine Einschätzung, welche technischen Transformationen bis 2030 möglich wären. Auf Basis dessen ergibt die Hochrechnung bis 2050 ein Szenario, bei dem die Emissionen bis dahin deutlich schrumpfen. Nämlich auf einen Treibhausgasausstoß von rund einer halben Million Tonnen pro Jahr.

Die energieintensive Industrie wisse genau, welche Hebel sie betätigen müsse, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, so Hribernik. Verlasse man sich jedoch darauf, dass einzelne Branchen Entscheidungen darüber treffen, wie die Prozesse am besten umgestellt werden sollen, "läuft man in das Risiko hinein, dass denen natürlich das Gesamtbild fehlt im Sinne der Ressourcenverfügbarkeit". Wenn etwa eine große Firma die Produktionsprozesse von Erdgas komplett auf Biomasse umstelle, könne es passieren, dass schon alleine dadurch das gesamte errechnete Biomassepotenzial überschritten werde, so der Experte.

Klare Anreize sind „wirtschaftliche Notwendigkeit"

"Die Industrie weiß auch recht gut im Rahmen der gegebenen Unsicherheit, was einzelne Maßnahmen dann kosten würden", sagte Hribernik. Eine Aussage darüber, wie groß die Investitionen der Unternehmen für die einzelnen Szenarien sein müssten, könne man aber nicht treffen. Es sei jedoch eine "wirtschaftliche Notwendigkeit, dass die klaren Anreize da sind für die Unternehmen, dass sie diese Investitionen tätigen", so Hribernik.

In allen errechneten Zukunftsszenarien steigt der Gesamtenergiebedarf der Industrie. Wie dieser Energiebedarf zukünftig gedeckt werden kann, sei im Moment noch nicht klar. "Diese Fragen gilt es in Zukunft noch zu beantworten", sagte Hribernik, und es sei hoch an der Zeit, dass auch zu tun.

(APA)

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